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Humor ist eine ernste Angelegenheit. Wer einen Witz erzählt, versucht ihn so lustig wie möglich zu bringen, die Pointe hinaus zu zögern, um den Aha-Effekt zu steigern und sich seiner Lacher sicher sein zu können. Und das ist eine Kunst. Viele versuchen sich darin, aber nur wenige können mit Fug und Recht von sich behaupten, einen guten Sinn für Humor zu besitzen. Auch das Timing spielt dabei eine große Rolle. Viele Witze gehen nur deshalb schief, weil die Pointe nicht punktgenau sitzt - eine reichlich frustrierende Sache.
Herbert Steinböck und Gerold Rudle haben sich vergangenen Donnerstag zum Start der ORF-1-Reihe "Kabarett im Sommer" als wahre Pointen-Zauberer ausgewiesen. Jede saß punktgenau - und tat niemandem weh, was auch eine Kunst ist. Steinböck&Rudle bewiesen mit ihrem Programm "Killerkipferl 3", dass Kabarett nicht immer politisch, subversiv oder bitterböse sein muss, um gutes Kabarett zu sein. Auch pure Spielfreude kann am Kabarett Spaß machen, vorausgesetzt, man besitzt genug Können, um den Funken aufs Publikum überspringen zu lassen.
Die andere, reichlich frustrierende Sache der schlechten Witze und müden Kalauer zeigte am selben Abend in ORF 1 "MAD-TV", der Fernsehableger des berühmten, politisch inkorrekten und progressiven Satiremagazins "MAD", das seit den Siebzigern gehörig den Zeitgeist persifliert und in jeder Suppe ein Haar entdeckt. Die Fernseh-Version jedoch verspielte jede Chance auf eine gute Pointe und bereitete wenig wirkliche Freude.