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Pokal ohne Wert

Von Christian Mayr

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Welche beiden Nationen haben den Confed-Cup gewonnen, ohne vorher jemals Weltmeister gewesen zu sein? Zugegeben, man muss schon ein ziemlicher Fußball-Freak sein, um diese Frage stante pede beantworten zu können. (Richtig wäre: Dänemark/1995, Mexiko/1999). Das zeigt aber auch ganz gut die Wertigkeit dieses Bewerbs, der seit seiner Premiere 1992 (damals als König-Fahd-Pokal) nie recht zur Anerkennung gelangt ist. Nicht einmal durch seine spätere Aufwertung als große Generalprobe im Land des WM-Gastgebers ist die sportlich an sich reizvolle Idee, die Kontinente einem Vergleich zu unterziehen, richtig abgehoben. Das hat in erster Linie am ungünstigen Termin Mitte Juni zu tun, wo so ziemlich alle relevanten Kicker nach einer Saison mit zwei Spielen pro Woche am Zahnfleisch gehen und sie die zwangsweise Verkürzung des Sommerurlaubs entweder abblocken oder mit Minderleistung quittieren. Und auch dem zusehenden Fußballvolk sei alle zwei Jahre eine solche Auszeit gegönnt, um nach permanenter Fußballmästung nicht das Interesse am Sport zu verlieren. Heuer in Russland werden aber einige Dinge durchaus interessant sein: Zum einen, wie der einzige Superstar des Turniers, Cristiano Ronaldo, auf die Vorwürfe der Steuerhinterziehung reagieren wird; man sollte eher darauf wetten, dass er noch narzisstischer agieren, Tore sprechen lassen und ob der Anschuldigungen ganz sich nicht ausgebuht wird. Und zum anderen wird die Rolle Russlands als halb-geächteter Gastgeber im Fokus stehen; und auch hier sollte man alle Hoffnungen fahren lassen, dass sich punkto Menschenrechte oder Hooligan-Problematik etwas Relevantes tun wird. Nicht heuer, nicht nächstes Jahr. Komplett verstummt sind übrigens die einstigen Boykott-Aufrufe vor allem aus Deutschland, angesichts der Sanktionen gegen Russland. Dass der Weltmeister nur ein Rumpfteam entsendet, gilt keinesfalls als politisches Signal, sondern entspricht eben bloß der (Minder-)Wertigkeit des Turniers.