Uneinigkeit über die Folgen der Öffnung des Arbeitsmarkts im Mai. | Wien. Thomas Kornicki ist Software-Entwickler. Für die Wirtschaftskammer (WKO) ist er mehr - nämlich das Musterbeispiel für einen erfolgreichen polnischen Unternehmer in Österreich. Unter dem Titel "Wiener Wirtschaft lebt Vielfalt", einer Veranstaltung der WKO und der polnischen Botschaft, wurde Kornicki seinerseits nicht müde, vor rund 40 Unternehmern gleicher Herkunft die beratenden Dienste der Kammer zu loben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
4800 polnische Unternehmer gibt es laut dem Ethno-Business-Magazin Ecomigra in Österreich; prominentes Beispiel ist das Ehepaar Izdebska mit seinem Computerhandel Di-Tech. Die WKO betont, dass es nicht vorrangig darum geht, die heimische Wirtschaft durch neue Fachkräfte zu stärken, sondern schon vorhandene Potenziale besser zu nutzen. Eines der Hauptthemen dabei: die bevorstehende Öffnung des heimischen Arbeitsmarktes für die Ost-Staaten am 1. Mai 2011.
"Ich bin kein Prophet, aber auf uns kommen viele neue Firmen und Fachkräfte zu", glaubt Andrzej Lech, Obmann des Forums "Polen in Österreich". Arbeiter aus Estland, Lettland, Litauen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und auch Polen werden uneingeschränkten Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt haben, auch in Österreich. Bis dahin benötigten sie unter anderem eine eigene Arbeitserlaubnis.
Unter den Ökonomen herrscht Uneinigkeit über die Anzahl neuer Arbeitskräfte und die Auswirkungen auf die Arbeits- und Lohnbedingungen. Mit "keinen großen Arbeiterströmungen" rechnete ein WKO-Experte. Es könnte sein, dass Firmen in Polen gezwungen werden, die Löhne zu erhöhen, um ihre Fachkräfte zu halten, so der Ökonom. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen war 2006 in Österreich 4,5 Mal höher als in Polen.
Das befürchtete Lohn- und Sozialdumping soll ein Gesetzesentwurf von Sozialminister Rudolf Hundstorfer verhindern. Demnach drohen künftig Verwaltungsstrafen von bis zu 50.000 Euro, wenn Beschäftigte unter dem Kollektivvertrag bezahlt werden. Im Wiederholungsfall ist sogar das doppelte Strafausmaß möglich.
Die 80.000 in Österreich lebenden Polen stellen die sechstgrößte heimische Migrantengruppe.
www.austriapol.com