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Vom Staatssekretär zum ÖVP-Klubchef: Reinhold Lopatka.
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Wien. ÖVP-Kollegen nannten ihn bis heute "den idealen Mann für die zweite Reihe". Nun soll Reinhold Lopatka ÖVP-Klubchef werden: wenn Vizekanzler Michael Spindelegger sich wieder auf das Regieren beschränkt, rückt der 53-jährige Lopatka erstmals an die vordere Front.
Die Strippen der Volkspartei wird er von hier aus wohl nicht mehr ganz so unbemerkt ziehen können. Der Steirer ist seit drei Jahrzehnten in der Politik und der Letzte, der in der Regierungspolitik aus der Riege Schüssels übrig ist. Erste politische Gehversuche unternahm er als Schulsprecher und Chef der Jungen ÖVP; 1986 wurde der Theologe und Jurist mit 26 Jahren als jüngster steirischer Abgeordneter angelobt.
Klubobmann der steirischen ÖVP, Staatssekretär im Außenministerium, Finanzministerium und Sportministerium, Verfassungs-, Verkehrs- und zuletzt außenpolitischer Sprecher: Lopatkas Karriere zeigt, dass in der Politik thematische Expertise mitunter weniger zählt als Handwerk.
Für die ÖVP hat er zwei Wahlkampfsiege geholt
Als Wahlkampfmanager konnte er zwei wesentliche Erfolge verbuchen: 2002 fuhr er den Wahlsieg für Wolfgang Schüssel ein, woraufhin dieser ihn zum ÖVP-Generalsekretär kürte. Zwei Jahre zuvor war Lopatka ein ähnlicher Erfolg für Waltraud Klasnic gelungen. Weniger Glück hatte er 2003, als Benita Ferrero-Waldner den Wahlkampf gegen Heinz Fischer um die Hofburg verlor. Auch beim Nationalratswahlkampf 2006 fiel die ÖVP hinter die SPÖ zurück, und 2011 musste sich Lopatka im Rennen um den Posten
als Michael Spindeleggers Nachfolger an der ÖAAB-Spitze Johanna Mikl-Leitner geschlagen geben.
Über 80 Marathonsauf der ganzen Welt
Der zähe - manche sagen auch beinharte - Verhandler Lopatka beweist nicht nur in der Politik Ausdauer: Er ist über 80 Marathons gelaufen, wie er auf seiner persönlichen Homepage kundtut. Für die Langstreckenläufe reist er um die ganze Welt, auch in der Sahara, am Mount Everest und Kilimanjaro hat er die rund 42 Kilometer schon zurück gelegt, seine Bestzeit liegt knapp unter drei Stunden (2:58:08). "Er läuft nicht nur Marathon, er arbeitet auch wie ein Marathonmann", sagt ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer - er ist Lopatkas Trauzeuge - über seinen langjährigen Weggefährten.
"Ein wunderbarer Staubsauger-Vertreter"
Das Image des strebsamen Politikers hat Lopatka stets gepflegt, oft ist er mit einem Stapel Akten unter dem Arm anzutreffen. Hoher Arbeitsethos wird ihm nicht nur parteiintern attestiert; es heißt Lopatka komme mit nur drei Stunden Schlaf aus. Das Schlafdefizit dürfte aber nicht auf Wirtshaustouren zurückzuführen sein: Politische Debatten trägt er eher im Büro als im Gasthaus aus. Er ist kein Polterer oder Schulterklopfer, was ihn aber auch etwas farblos macht: "Er wäre ein wunderbarer Staubsaugervertreter" so die ehemalige BZÖ/FPÖ-Politikerin Magda Bleckmann. Lopatka wohnt nach wie vor in seiner steirischen Heimat Hartberg, ist seit 30 Jahren verheiratet und hat drei Söhne und hält sein Privatleben eher bedeckt.