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Polit-Zahnweh

Von István Orbán

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Ungarische Wochen sind über Ö1 hereingebrochen, und mich Ungarn trafen sie gleich am ersten, dem Mon-tag. Etwas anderes traf mich bereits am Wochenende: Zahnweh. Also hörte ich des "Radiokollegs" montäglich ersten Teil über "Ungarn als Partnerstaat der EU" im Autoradio, auf der Fahrt zum Zahnarzt nach Ungarn.

Die Erzählung "Sanfte Komödie" von Lajos Kassák in der Übersetzung von Christina Kunze ("Radiogeschichten") hörte ich gar nicht, da lag ich grad unterm Bohrer. Zu "Apropos Klassik" war ich dann wieder zurück in Wien und genoss die "Musik diesseits und jenseits der Leitha" bereits zahnschmerzfrei (wie davor schon auf der Rückfahrt, in "Ö1 bis zwei", die Musik zum Festtag der heiligen Caecilia). - So weit, so oberflächlich. Tiefer ging es, mir jedenfalls, dann beim mit "Ex-Dissidenten kontra Ex-Kommunisten" eigentlich falsch betitelten Tour d'horizon von Ernst Gelegs über die politische Situation in Ungarn ("Journal-Panorama").

In der guten, aber traurig stimmenden Sendung hörte man, dass viele einst gegen die Kommunisten Aktive heute auf seiten der Sozialisten ("Ex-Kommunisten"), viele ehemals zum kommunistischen Regime Loyale hingegen auf seiten der Konservativen ("Ex-Dissidenten") agieren. Besonders bemerkens- und bedauernswert ist, dass die beiden Großparteien weder offiziell noch inoffiziell miteinander kommunizieren, sondern einander nur anfeinden. Ein Mangel an Diskussions- und politischer Kultur.