Kärnten nahm politische Entwicklungen Österreichs schon öfter vorweg. Die Bombe, die in Kärnten hochgegangen ist, tickt nun in ganz Österreich.
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Das waren noch Zeiten, als Jörg Haider vor den Augen faszinierter Journalisten und politischer Mitbewerber seine Zauberkunststücke eines damals noch als zukunftsweisend betrachteten Politstils inszenierte. Die politischen Trapezakte, die Haider für die mittelmäßigen Mitbewerber in schwindelerregender Höhe vollführte, lösten bei jedem einfachen und doppelten politstrategischen Salto bewundernden Applaus aus.
Nicht nur die viel zitierte Buberlpartie gehörte zum Fan-Kreis des Ausnahmetalents Haider. Viele Bewunderer aus allen Parteien huldigten offen und in Stille seiner politischen Manier und imitierten sie sogar in Wort und Gestik. Populismus nennt und nannte man den Stil, den Haider wirksam geprägt hat. Er hat diesen als Kontrapunkt zum großkoalitionären Proporz gesetzt und erfolgreich seine politische Ernte über Jahre eingefahren.
Populismus bedeutet, sein politisches Programm und die Praxis für das Volk auszurichten.
Haider hat ohne viel ideologischen Schnörkel und ohne Scham, hie und da auch gegen die Politethik verstoßend, seine Politshow abgezogen und in dem Maß Zuspruch bekommen, dass es manchen unwohl wurde. Was die etablierten Parteien in Kammern und Kämmerchen an Geschäftigkeit entwickelten, hat Haider in unverfrorener Offenheit im Scheinwerferlicht der politischen Bühne inszeniert.
Jetzt, nachdem Haiders Erben am Werk sind, platzen plötzlich die Bomben, die Haider zu seiner Zeit zum politischen Feuerwerk einer medialen Abwehrschlacht genutzt hätte, wozu er Feindbilder aus allen Seiten herbeigezaubert hätte, die für Machenschaften anderer Dimensionen verantwortlich sind. In Zeiten, in denen die Bundespolitik bedenkenlos den Banken aus Steuertöpfen jenes Geld nachschießt, welches diese in abenteuerlichen Ostgeschäften verzockt haben, da müsste, ohne die politischen Tatsachen verniedlichen zu wollen, der Kärntner Politskandal als ein Sturm im Wasserglas wahrgenommen werden.
Was ist abgesehen von der strafrechtlichen Konsequenz eigentlich die Verfehlung der glücklosen politischen Akteure in Kärnten, die jetzt im medialen Fokus stehen?
Es ist sicher verwerflich, dass man es aus Faszination für ein zugegebenes oder heimliches politisches Vorbild verabsäumt hat, eine eigenständige selbstreflektierende Identität zu entwickeln, um dem schönen Schein einer Glamourwelt politischer Faszination blind zu folgen.
Die Botschaft betroffener und beteiligter Bürger Kärntens in Richtung Wien und anderenorts, wo man es schon immer besser gemacht und/oder gewusst hat, kann nur darin münden, darauf aufmerksam zu machen, dass man selbst im Glashaus sitzt und sich dort vorerst damit beschäftigen sollte, die Pfosten zu entfernen, die der eigenen politischen Weitblickentwicklung entgegenstehen.
Kärnten ist nicht anders. In Kärnten wird die politische Großwetterlage nur schneller wieder heiter. Zum politischen Wiederaufbau sind alle Parteien, aber vor allem die Menschen dieses schönen Landes aufgerufen. Nicht Parteien, ein positives Kärnten-Netzwerk ist gefragt!