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Politik braucht positive Vorbilder

Von Robert Lugar

Gastkommentare
Robert Lugar ist Klubobmann des Team Stronach.

Das Image der Politik ist verheerend. Gefragt sind politische Führungspersönlichkeiten, denen man vertrauen kann.


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Es ziehen dunkle Wolken auf: Die Krise in Zypern ist nur ein Teil einer Gewitterfront aus ungelösten Problemen, die immer größer wird. Themen wie der demografische Wandel und die Sicherung des Pensionssystems sind in der öffentlichen Wahrnehmung beinahe völlig in den Hintergrund gerückt. Verschwunden sind sie deshalb aber nicht. Denn wer es verabsäumt, Probleme offen anzusprechen und in Angriff zu nehmen, verschlimmert sie noch zusätzlich. Mit dem "Krisenmanagement" der politischen Eliten ist es aber meist leider nicht weit her. Wichtige Entscheidungen werden verschleppt, mit ideologischem Ballast erschwert und am Ende nur halbherzig umgesetzt. So kann man die Zukunft nicht gestalten.

Wir erleben eine Zeit, in der die Unsicherheit immer größer wird. Gerade jetzt wäre es Aufgabe der Politik, gemeinsam an vernünftigen Lösungen zu arbeiten und das rettende Ufer anzusteuern. Doch es passiert das genaue Gegenteil. Jede Partei sucht nur den eigenen Vorteil und setzt alles daran, den politischen Mitbewerber schlecht aussehen zu lassen. Eine positive Schlagzeile oder ein paar Prozentpunkte mehr in einer Meinungsumfrage - dafür scheint jedes Mittel recht zu sein. Es sind die Parteien selbst, die unsere Demokratie massiv beschädigen. Parteien, die ihre Ideale weitgehend aufgegeben haben. Statt die Dinge mutig in die Hand zu nehmen und Kompetenz unter Beweis zu stellen, sitzen in den meisten Parteizentralen nur mehr willfährige Befehlsempfänger mächtiger Interessensgruppen. Zu viele Politiker haben sich schon mit diesem Spiel arrangiert. Ihnen geht es in erster Linie darum, die eigene Macht abzusichern.

Kein Wunder, dass das Image der Politik verheerend ist. Bei zahlreichen Podiumsdiskussionen in Hauptschulen und Gymnasien bat ich die Schüler um eine Antwort auf folgende Frage: "Wer von euch möchte Politiker werden?" Die Antwort fiel eindeutig aus: niemand. Eine ähnliche Erfahrung habe ich in den vergangenen Monaten auch im Gespräch mit zahlreichen Experten und Universitätsprofessoren aus verschiedenen Bereichen gemacht. Gemeinsam haben wir Reformvorschläge diskutiert und darüber, was sich in der politischen Landschaft Österreichs verändern sollte. Die Antwort auf meine Frage, ob sie sich denn nicht selbst aktiv politisch betätigen wollen: "Politik? Nein, auf keinen Fall." Viele hatten Angst vor beruflichen Nachteilen und persönlichen Anfeindungen.

Ich hoffe, dass es mir zumindest bei einigen - sowohl Schülern als auch Experten - geglückt ist, ihre ablehnende Haltung ein wenig aufzuweichen und Mut zu machen. Denn für eine positive Erneuerung des politischen Systems ist das Engagement junger Menschen ebenso wichtig, wie die Erfahrung und Expertise von anerkannten Fachleuten. Und es braucht positive Vorbilder, die gerade junge Menschen ermutigen. Politische Führungspersönlichkeiten, die ohne Eigeninteressen agieren und denen man vertrauen kann. Menschen, die bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, auch in schwierigen Zeiten einen sicheren Kurs zu steuern. Menschen wie Frank Stronach.