Autofahrerklubs bemühen sich um ein parteifreies Image. | Fast fluchtartig hatten sich Wiens Vizebürgermeister Sepp Rieder und sein SPÖ-Kollege Rudolf Parnigoni aus dem Arbö-Präsidium verabschiedet, als ruchbar wurde, welche Kreise die Affäre um den geschassten Ex-Generalsekretär Rudolf Hellar ziehen würde. Allzu schwarz könnten die nun offenbar werdenden Zustände im "roten" Autofahrerklub auf sie abfärben.
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Doch auch umgekehrt gibt es Probleme mit der gewohnten Farbenlehre: So beeilt sich der neue und seit November 2005 vierte (!) Arbö-Präsident Herbert Grundtner im Gespräch auf drei wichtige Punkte hinzuweisen: 1.) Er ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern "langgedienter Arbö-Mann und kein Politiker". 2.) Er ist nur "Interimslösung und will nicht im Amt bleiben". 3.) "Der Arbö ist keine Vorfeldorganisation der SPÖ".
Wohl hat sich die Arbö-Bundesorganisation schon vor Jahren in den Statuten von der SPÖ offiziell losgesagt. Tatsächlich war aber etwa Ehrenpräsident Herbert Schachter langjähriger Hausanwalt der Sozialdemokraten, Grundtners Vorvorgänger Peter Rezar ist SP-Soziallandesrat im Burgenland.
In den Landesorganisationen ist die Personalunion von Partei- und Arbö-Funktionären noch deutlicher. Wie tief diese Verfilzungen gehen, schildert Grundtner aus der Praxis: "Wenn jemand Gemeinderats-Wahlkampfaufrufe auf Arbö-Briefpapier ausgesendet hat, dann hat er zumindest in meinem Wirkungsbereich Niederösterreich damit Probleme bekommen", erzählt der Jurist.
Tatsächlich beeilen sich auch die Sprecher anderer Verkehrsklubs, sich farblich zu distanzieren: "Diese Gerüchte halten sich über Jahrzehnte, aber wir haben überhaupt nichts mit der ÖVP zu tun, das möchte ich ganz klar stellen", erklärt auch ÖAMTC-Generalsekretär Hans Peter Halouska. Es gebe keine ÖVP-Politiker im ÖAMTC, das sei schon in den Statuten von vornherein ausgeschlossen.
Sogar der alternative Verkehrsclub Österreich (VCÖ) will nicht grün sein: "Wir sind nicht besonders glücklich, ständig in die Nähe der Grünen gerückt zu werden", erklärt Verkehrsexperte Christian Gratzer mit Nachdruck. Kein Funktionär irgendeiner Partei sei im VCÖ tätig und auch nicht erwünscht - ökologische Themen wären außerdem "sicher keine Erbpacht der Grünen". Punktum.
Dass politischer Filz Non-Profit Organisationen nicht gut ansteht, hat man aber schon bei "World Vision", dem Tierpark Herberstein oder dem Wiener Sozialverein "neunerHaus" gesehen: Die Einflussnahme von Parteien hat letztlich weder den beteiligten Funktionären noch den mit ihnen ins Gerede (oder Kriminal) gekommenen Organisationen und Verbänden genutzt.
Doch was sagt Arbö-Interimspräsident Grundtner auf die Frage, ob er den per 20. Mai erwarteten Nachfolger "aus der Wirtschaft" nun im parteilosen Lager suchen werde: "Politiker soll er keiner sein, aber von parteilos kann ich sicher nicht sprechen".