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"Politik ist kein Boxkampf"

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Europaarchiv
Iveta Radicova. Foto: Archiv

Im Juni wählen die Slowaken ein neues Parlament. | Die Spitzenkandidatin der Opposition im Gespräch. | Die Slowaken wählen ein neues Parlament, laut Umfragen hat die linksgerichtete Smer von Premier Robert Fico am 12. Juni die besten Chancen auf einen Sieg. Die liberale Slowakische Demokratische und Christliche Union (SDKU) gibt sich aber nicht geschlagen. Die "Wiener Zeitung" hat mit SDKU-Spitzenkandidatin Iveta Radicova (53) gesprochen.


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"Wiener Zeitung": Sie sind Spitzenkandidatin einer Partei, deren Vorsitzender - Ex-Premier Mikulas Dzurinda - wegen eines Parteienfinanzierungs-Skandals nicht bei der Wahl antritt. Wie wollen Sie da glaubhaft für eine neue politische Kultur werben? Iveta Radicova: Der Skandal liegt zehn Jahre zurück. Wie viele Politikergenerationen sollen das denn noch verantworten? Einen Minister, der in einen Skandal verwickelt ist, würde ich als Premier übrigens in der ersten Minute hinauswerfen und ihm keine neue Funktion mehr geben.

Planen Sie da auch konkrete Gesetzesänderungen?

Wir wollen, dass die Immunität eines Abgeordneten auf seine parlamentarische Arbeit beschränkt wird. Politiker sollten nicht mehr Ämter häufen und dafür auch noch mehrere Gehälter kassieren können. Öffentliche Aufträge müssen übers Internet ausgeschrieben werden, damit ein offener Wettbewerb stattfinden kann. Die Justiz muss transparenter für die Bürger werden.

Was sind Ihre weiteren Vorhaben?

Wir wollen das Arbeitsrecht so ändern, dass viele Gleitzeitjobs geschaffen werden; zurzeit arbeiten bei uns gerade einmal vier Prozent aller Beschäftigten in Gleitzeit. Damit ließen sich Arbeits- und Familienleben besser in Einklang bringen.

Die Slowakei liegt wegen der Nationalitäten-Frage im Dauerclinch mit Budapest. Wie stellen Sie sich die künftigen Beziehungen zum südlichen Nachbarn vor?

Unser ärmeren Regionen sind gerade in Gebieten, wo viele Angehörige der ungarischsprachigen Minderheit leben. Eine Zusammenarbeit über die Donau hinweg brächte Vorteile für beide Seiten. Ansonsten sollten die Verträge eingehalten und keine neuen Problemfelder eröffnet werden.

Wie geht es Ihnen eigentlich als Frau in der männlich dominierten slowakischen Politik?

Ich sehe mich schon ein bisschen als Pionierin. Mir wird oft vorgeworfen, ich sei nicht aggressiv genug. Aber: Politik ist doch kein Boxkampf.

"Mir wird oft vorgeworfen, ich sei nicht aggressiv genug."