Merkel und Chirac besprechen Krise. | Deutsche | Regierung zögert mit Beteiligung. | Frankfurt . Zwischen Berlin und Hamburg scheint es Unklarheiten zu geben. Hamburgs Regierungschef Ole von Beust (CDU) hat am Donnerstag nach einem Treffen mit dem neuen Airbus-Chef Louis Gallois angekündigt, der Bund werde sich an der Airbus-Mutter EADS beteiligen. Notfalls werde auch die Hansestadt mitziehen. Doch Beusts Parteifreundin Angela Merkel dementierte. "Es ist noch keine Entscheidung gefallen", so die Kanzlerin nach Gesprächen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in Paris.
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Von Beust hat allen Grund, sich aus dem Fenster zu lehnen. Der Hamburger Senat hatte hart um die Ansiedlung der zweiten Airbus-Montage neben dem Werk am Konzernsitz in Toulouse gekämpft. Seit der Bewerbung als Standort 1997 tobte der Streit mit Naturschützern und Anrainern um den Ausbau des Firmengeländes auf einem Biotop. Nach jahrelangem Rechtsstreit genehmigte das Hamburger Verwaltungsgericht im März die Verlängerung der Startbahn des Werksflughafens in einer Länge, wie sie für die Frachtversion des A380 erforderlich ist. Heute arbeitet in Hamburg die Hälfte der 22000 Beschäftigten von Airbus in Deutschland.
Doppelstruktur
Nun droht alles umsonst gewesen zu sein. Die Krise bei Airbus haben im von überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit geplagten Norddeutschland Ängste geweckt. Die teure Doppelstruktur in Toulouse - Hamburg steht auf dem Prüfstand. Die Franzosen möchten die Fertigung in Hamburg wegen der Abstimmungsprobleme vor allem bei der Verkabelung des A380 am liebsten schließen. Die Hamburger schieben das Problem dagegen auf zu viel Bürokratie in der Airbus-Zentrale.
Das drängende Problem wird dadurch nicht kleiner, dass bisher keine Fakten auf dem Tisch liegen. Die Entscheidungswege sind verkürzt, weil der neue Airbus-Chef Gallois gleichzeitig Co-Chef beim Mutterkonzern EADS ist. Gallois bleibt beim harten Kurs seines Vorgängers Christian Streiff. Das Programm "Power 08" soll Einsparungen von mindestens 2 Mrd. Euro im Jahr bringen. Airbus müsse "die Frage nach den Standorten stellen". Ein konkretes Sanierungskonzept wird aber erst im Frühjahr 2007 vorliegen.
Harmonisch verteilen
Beim Treffen von Chirac und Merkel in Paris wurde am Donnerstag Einigkeit demonstriert. Galant versprach Chirac seiner deutschen Partnerin, die notwendigen Einschnitte bei der Umstrukturierung sollten "harmonisch zwischen den Produktionsstätten Hamburg und Toulouse verteilt werden". Wenn es bei der Sanierung hart auf hart kommt, dürfte das Versprechen jedoch eine geringe Halbwertszeit haben.
Sicher ist, dass der DaimlerChrysler-Konzern einen Ankauf von EADS-Aktien durch die Bundesrepublik begrüßen würde. Lange ist es her, dass der einstige Konzernchef Edzard Reuter den Traum von einem europäischen Luftfahrtkonzern träumte. Nach der Fusion mit dem US-Unternehmen Chrysler haben die Stuttgarter Manager genug Probleme mit dem schwierigen US-Markt. Daimler-Chrysler will nur noch Autos bauen.
DaimlerChrysler hält derzeit als größter Aktionär 22,5 Prozent an EADS. Mindestens ein Drittel davon würden die Stuttgarter mit Kusshand an den Bund verkaufen. Und noch ein anderer Aktionär macht von sich reden: Neben dem französischen Staat (15 Prozent) und dem Lagardère-Konzern (7,5 Prozent) ist seit kurzem auch die staatliche russischen Vneshtorgbank beteiligt. Bisher hatten die Russen keinen Einfluss auf die Unternehmensführung. Aber Präsident Wladimir Putin sagte bei seinem Deutschlandbesuch, er sei für einen Ausbau der russischen Beteiligung.