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Den Hintern nur noch halb in der Hose, das T-Shirt nach oben gerutscht, der nackte Bauch frei sichtbar. So liegt sie da, die schwer alkoholisierte FPÖ-Stadtpolitikerin (28) aus Niederösterreich, deren Name und Heimatort hier keine Rolle spielen sollen. Sie hat über den Durst getrunken, wankt, stürzt, torkelt heim.
Das anonym auf YouTube gepostete Video werfen "Heute" und "Österreich" ihren Online-Lesern zum Gaudium vor. Aus 300 Klicks Montagabend werden 34.000 am Tag darauf. Eine größere Erniedrigung einer Frau sah man selten in heimischen Medien.
"Was sich die Frau privat an legalen Drogen verabreicht, sollte uns egal sein und hat in den Medien nichts verloren", so die fachliche Einschätzung des Medienwissenschafters Fritz Hausjell. Aus medienethischer Sicht kündigen die Boulevardmedien gerade einen rot-weiß-roten Konsens auf, der uns von der britischen Meuchelpresse unterschied: das Privatleben von Politikern nicht anzutasten - egal, ob sie homosexuell sind, Affären haben oder bekannte Trinker sind. Im Schutzgehege verbleiben nur noch die hohen Tiere, die man auffällig streichelt. Kleine Fische werden aufgeklatscht. Und ist man dann noch Frau, die glaubt, sich in der Politik wichtig machen zu müssen, um sich dann ungebührlich zu benehmen, wird man umso rascher abgeschossen - ob von (männlichen) Parteifreunden, die manche hinter dem Video vermuten. oder eben Medien. Ein vollfetter Hermann Maier wird hingegen zum Alko-Helden stilisiert - in welchen Medien? Erraten.