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Politiker sollen Wissen der Experten umsetzen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der neue Leiter des Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitutes), Karl Aiginger, übernimmt die Funktion ab 1. März von Helmut Kramer. Sein Ziel ist es, dass die Politiker das Expertenwissen mehr als bisher in Anspruch nehmen, damit die bisherige "Trial-und-Error-Wirtschaftspolitik" nicht fortgesetzt wird.


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"Die Wirtschaftspolitik nimmt unsere Leistungen nicht in vollem Ausmaß in Anspruch," zeigte sich Aiginger am Freitag vor Journalisten verwundert. Wichtige Probleme, für die es langfristige Lösungen geben müsste, würden der Tagespolitik überlassen. Das Resultat sei eine Politik, die auf dem "Trial-and-Error"-Prinzip basiert. Fänden die längerfristigen Konzepte der Experten gebührende Anerkennung, würde die Wirtschaftspolitik kontinuierlich verlaufen - dem könnte etwa auch "ein Ministerwechsel nicht so viel anhaben".

Das wichtigste Thema der nächsten Jahre sei die aktive Arbeitsmarktpolitik. Die Aus- und Weiterbildung müsse Priorität bekommen, da heute kein Arbeitnehmer sein Leben lang nur eine Tätigkeit ausüben könne. Auch sei die Politik gefordert, den Menschen Weiterbildung zu ermöglichen, "anstatt sie wie bisher in Pension zu schicken". Das Problem der Finanzierung des Pensionssystems sieht Ex-Wifo-Chef Helmut Kramer als große Herausforderung der Zukunft: "Dass es automatisch zu einer Einbuße beim Wohlstand kommen muss, ist falsch". Die Verteilung der Mittel müsse so erfolgen, dass alle einen Vorteil haben.

Der Vertrag von Aiginger ist ein Novum, er ist auf 5 Jahre befristet. Der langjährige Wifo-Mitarbeiter ist damit zufrieden, will sich aber für die nächste Periode wieder bewerben. Er will mit seinem Institut führend in Europa werden und die Zusammenarbeit mit internationalen Einrichtungen verstärken.

Auch will er dafür sorgen, dass die Politik nicht wie in der Vergangenheit Druck auf die Wissenschafter ausübt. Unterstützung wird ihm dabei vom Wifo-Aufsichtsratpräsidenten Christoph Leitl zugesichert.