Neo-Österreicher sind zufriedener mit ihrer neuen Heimat als Alt-Österreicher. | Auch ihr Interesse an heimischer Politik ist größer. | Wien. Sind neue Österreicher die besseren Österreicher? Das fragten sich einige, die zur Präsentation einer neuen Umfrage am Freitag kamen. Die Antwort: Zufriedener und optimistischer als die Mehrheitsbevölkerung sind Österreichs Migranten. Auch von Politikverdrossenheit fehlt bei ihnen jede Spur. Die Ergebnisse wurden von dem neuen Markt- und Meinungsforschungsinstitut "EthnOpinion.at" präsentiert.
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76 Prozent der alteingesessenen Bevölkerung sind an der heimischen Politik interessiert, 81 Prozent sind es bei den Neo-Österreichern. Besonders hoch ist das Interesse bemerkenswerterweise bei der ersten Generation. Der Aussage "Eigentlich vertritt keine Partei in Österreich meine Interessen" stimmen 30 Prozent der alten, aber nur 21 Prozent der neuen Österreicher zu. Hier zeigten sich unerwartete Unterschiede zwischen den Communities: Besonders zufrieden sind aus der Türkei stammende Befragte: Sie stimmten dem Satz nur zu drei Prozent zu. 17 Prozent sind es bei den Zuwanderern aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo. Am wenigsten Anklang findet die Politik bei den Ungarn, die sich zu 43 Prozent von keiner Partei vertreten fühlen.
Insgesamt wurden 1527 Personen auf dem Online-Weg befragt, 1000 davon waren Österreich-stämmig. Der Rest hatte Migrationshintergrund. Dass es sich nicht um schöngefärbte Daten handelt, wird vom Initiator von "EthnOpinion" Jürgen Gangoly extra betont: "Wir haben einen Panel von 3000 Migranten aufgebaut, der auch für weitere Umfragen herangezogen wird. Für die Umfrage haben wir eine Auswahl der Teilnehmer getroffen, die sich dem Durchschnitt der verfügbaren Daten über die Communities annähert." "EthnOpinion" ist das erste Institut für Migranten-Umfragen.
Auch Unternehmer dürfte das Institut interessieren. Ethno-Marketing zahlt sich nämlich laut der Studie aus: Der Mobilfunkanbieter A1 ist demnach bei der Mehrheitsbevölkerung mit 39 Prozent klar Marktführer, bei den Neo-Österreichern kommt er aber nur auf 18 Prozent. Orange, ein Anbieter, der gezielt bei Migrantencommunities geworben hat, führt hier hingegen klar mit 26 Prozent.
Türken - optimistisch, aber auch kritisch
Dass sich das Zusammenleben zwischen alten und neuen Österreichern verbessert hat, bejahen 25 Prozent der Einheimischen und 35 Prozent der Migranten. Besonders optimistisch ist die Türkei-stämmige Community mit 60 Prozent. Die Austro-Türken sind freilich auch besonders kritisch: 76 Prozent meinen, dass die österreichische Bevölkerung die Integration erschwert, insgesamt denken das nur 47 Prozent der Neo-Österreicher.
Besonders zuversichtlich ist dafür ihr Blick in die Zukunft: 53 Prozent der Austro-Türken glauben, dass sich das Zusammenleben in den nächsten Jahren im Hinblick auf Integration verbessern wird: Das befürworten insgesamt 40 Prozent der Neo-Österreicher, aber nur 28 Prozent der Alteingesessenen.