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Rassismus in Österreich? - Oh ja, es gibt ihn. Juden sind davon ebenso betroffen wie Sinti und Roma - und, immer stärker, Schwarze, womit nicht etwa ÖVP-Wähler gemeint sind, auf die das in einzelnen Regionen und Berufsgruppen ebenfalls zutreffen könnte, sondern Menschen mit dunkler Hautfarbe. Mitunter aber wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Fall 1: Heftiger Internet-Protest gegen die Aufführung von Jean Genets Stück "Die Neger" bei den Wiener Festwochen. Erstens, weil das Stück nun einmal so heißt, wie es heißt, und man von Autoren nicht ganz ohne Hintersinn gegebene Titel nicht ändert - von wegen Kunstwerk und so. Zweitens, weil das sogenannte "Blackfacing", das Schminken eines Weißen als Schwarzen, als rassistisch gilt.
Fall 2: Heftiger Internet-Protest gegen die bestimmt nicht rassistische Komödie "Othello darf nicht platzen", worauf sich das Theater Akzent knieweich von der eingemieteten Produktion distanziert (deren Miete aber einsteckt, weil eben Geld keine Hautfarbe hat und auch nicht stinkt). Auch hier hat das "Blackfacing" den Protest hervorgerufen.
Wegen des "Blackfacing" ist seinerzeit übrigens auch eine Oper abgesetzt worden, nämlich Ernst Kreneks "Jonny spielt auf". Das war in Deutschland im Jahr 1933 und in Österreich im Jahr 1938, wo übrigens auch die Werke des homosexuellen Genet verboten gewesen wären. Manchmal ähneln einander verkehrte Vorzeichen in ihrer Wirkung.
Abgesehen davon: Ändert es etwas am Rassismus, wenn der Genet und der "Othello" abgesetzt werden?