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Als Comedian will Kaya Yanar nicht über Unlustiges sprechen. | Mit neuem Programm und neuem Buch ist er derzeit auf Tour. | Wien. Spätestens, wenn sich der Interviewpartner im Laufe eines Gesprächs plötzlich launig darüber äußert, dass man ja gar nicht versuche, ihn "glänzen" zu lassen, weiß jeder Journalist, dass er kein PR-Schreiber ist. Ob das der Gesprächspartner ebenfalls weiß, ist nicht immer klar.
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So kommt es eventuell zu Interviewsituationen, in denen man zum Beispiel einen Comedian wie Kaya Yanar trifft, um mit ihm über die Welt - und natürlich auch über seine Live Tour "All Inclusive" und sein soeben erschienenes Buch "Made in Germany" - zu sprechen, aber bald merken muss, dass er über die Welt gar nicht so wirklich reden will. Irgendwie unverständlich - denn woher bezieht ein Comedian eigentlich seine Inspiration? "Meine Programme und das Buch basieren auf der Erfahrung aus meinen 37 kurzen Lebensjahren. Natürlich gäbe es da noch viel mehr zu erzählen, aber da müsste ich ein zweites Buch schreiben."
Im Interview setzt er auf bewährte Gags, scheint enttäuscht, wenn man seinen kulturellen Hintergrund thematisiert: "Andere Komiker müssen sich auch nicht zu politischen Themen äußern. Das ist eben nicht witzig. Und nicht witzig zu sein ist für einen Komiker tödlich."
Yanar selbst ist "Made in Germany", wie er sagt: "Gezeugt, geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen in Frankfurt am Main." Natürlich habe er "einige Debatten über Integration mitbekommen", wie er sagt. "Es ist wichtig, dass diskutiert wird, denn es sind Fehler passiert, die man korrigieren sollte." Selbst diskutieren will er allerdings nicht: "Ich habe da nicht so viele Berührungspunkte. Ich bin kein Politiker, sondern Humorist und Komiker."
Yanar wird seit seinen TV-Comedy-Erfolgen mit Serien wie "Was guckst du?" gerne als Schlüsselfigur und Wegbereiter für die Akzeptanz mulikultureller Kulturerzeugnisse in Deutschland genannt, da sein breiter Erfolg für einen Künstler mit türkischem Migrationshintergrund bis vor acht Jahren im deutschen Sprachraum noch ohne Beispiel war. Mittlerweile könnte er seinen Migrationshintergrund für Marketing-Zwecke einsetzen, vielleicht tut er dies auch.
Der Politik kein Einfluss
Sozialpolitische Entwicklungen beeinflussen sein Programm jedenfalls nicht, sagt Yanar: "Man kann solche Entwicklungen polit-kabarettistisch aufgreifen, aber das ist für meine Begriffe nie wirklich witzig, also tue ich es nicht. Ich interessiere mich mehr für den Menschen anstatt für Politik. Wenn man Alltagssituationen am Döner-Stand beschreibt, finde ich das ansprechender, als wenn man sich auf der Bühne über Politik aufregt."
Stimmt, man muss den Döner- oder den Würstelstand ja nicht als sozialpolitischen Mikrokosmos betrachten, um massentaugliche Comedy zu machen. Dennoch thematisiert Yanar Integrationsproblematiken, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt - das Zielpublikum soll so breit wie möglich sein.
"Wir bekommen Zuschriften, da steht: Ich mochte Türken nie, aber du bist wohl ein Zeichen, dass auch nette Menschen aus diesem Kulturkreis kommen. Das ist doch positiv", sagt Yanar. Ist es. Zu tun haben will er damit aber nicht wirklich etwas: "Ich will den Leuten nicht in den Kopf schauen, sondern unterhalten."
Wir interessieren uns auch für den Menschen Kaya Yanar und wollen wissen, welche Beweggründe dem Pressetext zugrunde liegen: "Mit ironischen Beobachtungen über Kulturen, Nationen und Sprachen hält er uns mit laserscharfer Genauigkeit einen Spiegel vor (...)" - "Ich erzähle einfach, wie es mir ergangen ist. Das Erlernen der deutschen Sprache zum Beispiel. Dass man Kuss mit zwei S schreibt, Bus aber nur mit einem, weil man zum Küssen ja zwei Leute braucht. Oder auch Biografisches, dass mir das Enzym fehlt, Alkohol abzubauen. Ein Mon Cherie und ich kippe um." Na bitte, jetzt konnte der Künstler doch noch glänzen.
Tourinfos: www.yanar.de Gewinnspiel für WZ-Abonnenten: 5x2 Tickets oder 5x1 signierte DVD unter aboplus@wienerzeitung.at, Fax 01 206 99-100. Einsendeschluss: 31. Jänner 2011