Der Besuch von US-Außenministerin Madeleine Albright hat im Nahen Osten wieder große Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden geweckt. Von österreichischer Seite versucht das Bruno-Kreisky- | Jugend-Friedensforum "an der Basis", einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.
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Nisreen, eine palästinensische Studentin, schätzt an Österreich besonders die "Freiheit" und die Wiener Kaffeehauskultur. Mahmouds Vater wurde von der israelischen Airforce getötet, trotzdem setzt
er sich für Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern ein. Heidrun hat soeben den Nahen Osten bereist und sagt "Österreich muß das machen, was in unserer Macht steht".
Treffen zwischen Jugendlichen aus Israel, "Palästina" (dem Gaza-Streifen und der Westbank), Jordanien, Ägypten und Europa organisiert seit nunmehr fünf Jahren das Bruno Kreisky Jugend-Friedensforum.
Naturgemäß sind die Treffen zwischen Angehörigen der drei Hauptreligionen · der jüdischen, moslemischen und christlichen · von politischer Brisanz. Die "interreligiösen, interkulturellen und
demokratiepolitischen" Meetings münden oft in sehr kontroversielle Diskussionen, berichtet die Organisatorin des Nahost-Friedensforums, Margit Schmidt, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Bei den jährlichen Treffen, zu denen Jugendliche aus dem Nahen Osten nach Österreich eingeladen werden (die "Wiener Zeitung" berichtete), wird "ernste Arbeit" geleistet, unterstreicht Schmidt.
Ziel ist es, sich über die Arbeitsgruppen (zu den Themen Rassismus, Migration, Menschenrechte, Kultur u. a.) hinaus auf bi- oder multilaterale Projekte zu einigen und diese weiterzuführen. Die
Betreuung übernehmen dann Jugendleiter, die "backbones", aus der jeweiligen Länderdelegation des Friedensforums. Margit Schmidt hebt hier die österreichischen Teilnehmer besonders hervor, die
gewissermaßen die Rolle von "Katalysatoren" übernehmen.
Zu den bisher umgesetzten Projekten zählen ein eigener "Newsletter", eine Internet-Homepage, ein Austauschprogramm für Schulklassen sowie eine Wanderausstellung über das Nahost-Friedensforum, die
derzeit am Van Leer-Institut gezeigt wird. Daß die Kontakte weiterbestehen und die Projekte fortgeführt werden, ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Bevölkerung sei "dermaßen von
der Realität betroffen", berichtet Heidrun als eine der Jugendleiterinnen, daß die Jugendlichen kaum den Mut aufbringen und, aufgrund der strengen Einreisebestimmungen, auch nicht die Möglichkeit
haben, sich grenzüberschreitend zu organisieren. Im Friedensforum müssen die Teilnehmer "zwischen politischer Räson und Emotion wählen".
Stolz ist man dort besonders auf das "Crossing Borders"-Projekt, das 1996 nur mit zahlreichen Schwierigkeiten und Sicherheitsrisiken stattfinden konnte: Nach der Ermordung Yitzhak Rabins, den
nachfolgenden Bombenattentaten und dem rechten Regierungswechsel in Israel gelang es letztlich doch, die notwendigen Einreisegenehmigungen nach Israel, in die Palästinensischen Autonomiegebiete und
nach Jordanien zu erhalten.
Die Meinung Österreichs als neutraler Gesprächspartner sei für die Konfliktparteien von Bedeutung. Gleichzeitig sei Österreich gewissermaßen "Prellbock", so Heidrun, wenn versucht werde, die
gegenseitige Kriegsführung zu argumentieren. Von den Österreichern zu behaupten, "Ihr habt keine Ahnung", sei "die einfachste Lösung". Friedensverträge könnten nur die beiden Gegner ausverhandeln.
Das Kreisky-Forum könne aber zumindest dazu beitragen, daß sich die Menschen im kleinen Kreis nicht umbringen.
Bruno Kreisky Forum for International Dialogue, Tel. 01/318 82 60; http://members.eunet.at/kreiskyforum/