Neue Strategien gegen die Armut hat am Dienstag Sozialministerin Lore Hostasch präsentiert. Verbesserte Zugänge zum Arbeitsmarkt, Reformen im Sozialsystem sowie eine "bedarfsorientierte | Mindestsicherung" sind dabei die Schwerpunkte, ist einem seit 1997 erstellten Bericht von Vertretern von Wohlfahrtsverbänden und Wissenschaftern zu entnehmen.
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Österreichs Sozialstaat wird eine hohe Treffsicherheit bescheinigt, dennoch sei eine Weiterentwicklung notwendig. Von sozialer Ausgrenzung sind vor allem Alleinerzieherinnen, geschiedene Frauen,
Mehr-Kind-Familien, Personen mit Pflichtschulabschluß, Behinderte und Migranten betroffen. Als arm gilt, wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens von 15.000 Schilling
netto (12mal/Jahr) zur Verfügung hat und Defizite in den Bereichen Wohnung, Ernährung und Rückzahlungsmöglichkeiten bei Krediten aufweist. Insgesamt sind das 420.000 Personen (rund fünf Prozent der
Bevölkerung). Ohne finanzielle Sozialleistunngen · von den Besserverdienenden zu den sozial Schwächeren ergibt sich ein Umverteilungseffekt · wäre die Anzahl dreimal höher.
"Einbinden statt Ausgrenzen" lautet das politische Motto. Die vorgeschlagenen Reformen: Bessere Erwerbschancen für Mütter, die durch "Sachleistungen" wie ausreichende Kinderbetreuungsplätze erreicht
werden könnten; ein einheitlicher Schultyp bis zum Pflichtschulabschluß sowie transparentere Wohnungsförderungen. Im Sinne einer verstärkten Kooperation zwischen Institutionen werden regionale
Sozialzentren mit einer gemeinsamen Ansprechstelle empfohlen. Sozialhilfe und andere Sozialleistungen sollten zu einer, auf die Sozialrisken abgestimmten, "bedarfsorientierten Mindestsicherung"
ausgebaut werden. Ein Grundeinkommen lehnt Hostasch als "undifferenziert" ab.