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Politischer Theaterdonner

Von Robert Cvrkal (Bürgerjournalist)

Gastkommentare

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Politik ist Show, Politik ist Inszenierung, Politik hat mehr mit Darstellung zu tun als man auf den ersten Blick annehmen möchte.

Nach Wahlen gibt es sofern sich keine Alleinregierung einer Partei ausgeht Koalitionsvereinbarungen, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen.

Verhandlungen werden gestartet, in Untergruppen werden Positionen ausgetauscht, es kommt zu mehreren Verhandlungsrunden und nach einer gewissen Zeit wird über die Medien gemeldet, dass die Verhandlungen vor dem Durchbruch stehen. Kurze Zeit später kommt es in  einer oder mehreren Untergruppen zum großen Krach und auf einmal stehen die Verhandlungen vor dem Kippen. Daraufhin werden die Chefitäten aktiv und der große Durchbruch ist geschafft, womit die Parteichefs wieder einmal Konfliktlösungspotential nachgewiesen haben.

Diesen Ablauf kann man bei fast allen Regierungsbildungen nach Wahlen feststellen, wobei anzumerken ist, dass es ja ungeschickt aussehen würde, wenn sich die Parteien schnell einigen würden und dann die Bevölkerung den Eindruck hätte, es wäre sowieso "alles schon wieder vorher ausgemacht gewesen".

Derzeit finden in Tirol und Salzburg Wahlkämpfe statt, wobei es für die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP nicht so gut aussieht. In den Medien wurde tagelang von den Spekulationsgeschäften in Salzburg und der zu befürchtenden Abrechnung durch die Wähler berichtet und auch für Tirol wurde für die ÖVP das schlechteste Ergebnis aller Zeiten prognostiziert. Um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu durchbrechen, muss man dann andere Sachverhalte in den Blickpunkt des Interesses stellen. Durch den wirklich fachmännisch durchgeführten Themenwechsel hofft man, das die tatsächliche Wählerwatsche geringer als die prognostizierte ausfällt.

Hinzukommt, dass durch die Konzentration auf ein neues Thema (zuerst monatelang Wehrpflicht, jetzt tagelang Bankgeheimnis) auch von den eigentlichen Baustellen in Österreich, wie z. B. der Verwaltungs-, Pensions-, Spitals- oder Bildungsreform und der mehr als mangelhaften Umsetzung von Lösungen erfolgreich abgelenkt wird. Zusätzlich kommen in den Medien de facto nur die Regierungsparteien vor, während die Opposition im abseits steht.

Als Akademiker mit der speziellen Marketing kann ich den Parteien SPÖ und ÖVP für diese erfolgreiche Lenkung auf für Österreich nicht wirklich wichtige Themen nur gratulieren, denn es handelt sich dabei um eine Meisterleistung aus marketingpolitischer Sicht.

Man darf schon gespannt sein, welche Bombe als Ablenkungsmanöver vor der Salzburg-Wahl platzen wird, damit die Regierungsparteien wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit der Medien und der Bevölkerung haben werden.

Die ärgste Strafe für initiierte Donnerwetter wäre, wenn über diese nicht berichtet werden würde bzw. wenn die Bevölkerung diese durchschauen würde. Vergleichbar wäre dies mit einer Theaterpremiere, wo keiner hingeht, weil das Stück niemanden interessiert.