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Politisches Tauziehen um Verbund-Vorstand

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

SPÖ gegen Verlängerung von Verbund-Chef Haider. | Rechtsstreit: Muss Verlängerung ausgeschrieben werden? | Wien. Am Dienstag geht es beim größten heimischen Stromerzeuger Verbund um die Wurst: In einer Aufsichtsratssitzung soll entschieden werden, ob der Vertrag von Verbund-Chef Hans Haider, der im April ausläuft, bis 2008 verlängert wird, und mit wem der neue, vierte Vorstandsposten besetzt wird.


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Derzeit gibt es im Verbund zwei ÖVP-nahe Vorstände (Hans Haider und Michael Pistauer) sowie einen SPÖ-nahen (Johann Sereinig). Die ÖVP bemüht sich, die bürgerliche Mehrheit im Vorstand so lange wie möglich zu halten, während die SPÖ nach ihrem Wahlsieg das Kräfteverhältnis ändern will. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer soll Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in einem persönlichen Gespräch gesagt haben, dass er sowohl gegen eine Verlängerung Haiders ist als auch gegen den Wunsch Schüssels, den vierten Vorstandsposten mit der VP-Abgeordneten Ulrike Baumgartner-Gabitzer zu besetzen.

Gleichzeitig geben sich dem Vernehmen nach Verbund-Vertreter bei Gusenbauer die Klinke in die Hand. Sowohl Aufsichtsratspräsident Erhard Schaschl als auch Hans Haider haben beim SPÖ-Chef vorgesprochen - ebenso wie der SP-nahe Vorstand der Verbund-Tochter APT, Christian Kern. Kern will in den Vorstand einziehen und nach Haiders Rückzug den Chefsessel übernehmen.

Illustre Bewerber

Für den vierten Vorstandsposten gibt es noch einige weitere illustre Bewerber: zum Beispiel den steirischen Ex-ÖVP-Landesrat Herbert Paierl, der im Zuge des Estag-Skandals zurückgetreten war. Aber auch E-Control-Chef Walter Boltz hat sich dem Vernehmen nach beworben, ebenso wie Michael Losch (jener Ministerialbeamte, der für den Mehrheitseigentümer Bund im Verbund-Aufsichtsrat sitzt) und der VP-nahe Burgenland-Holding Vorstand Günter Ofner.

Im Gespräch waren zuletzt auch Bundesforste-Vorstand Thomas Uher; der Generalbevollmächtigte des deutschen EnBW-Konzerns, Amir Ghoreishi; Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung; Verbund-APS-Chef Karl Gollegger und Ex-T-Mobile-Österreich Manager Friedrich Radinger. Bei ihnen ist aber unklar, ob sie sich tatsächlich beworben haben.

Wie das Match am Dienstag ausgeht, ist völlig offen. Möglich ist auch, dass gar nichts entschieden wird. Einige Rechtsexperten sind nämlich der Ansicht, dass Haiders Vertragsverlängerung ausgeschrieben werden müsste - womit unter Einhaltung aller Fristen eine Entscheidung am Dienstag ohnehin ausgeschlossen wäre.