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Einer der politisch brisantesten Morde in der Geschichte Kolumbiens wird jetzt neu aufgerollt. Der ehemalige Justizminister Alberto Santofimio Botero steht erneut unter Verdacht, das Attentat auf seinen Rivalen um die Präsidentschaft von 1989 veranlasst zu haben.
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Mehr als 15 Jahre hat John Jairo Velásquez geschwiegen, jetzt lieferte der ehemalige Vertrauensmann des kolumbianischen Drogen-Bosses Pablo Escobar brisante Informationen. Er beschuldigt den ehemaligen Justizminister Alberto Santofimio Botero in einem jetzt erschienenen Buch, den Mord an Luis Carlos Galán in Auftrag gegeben zu haben. Galán war als Gegenkandidat Santofimios Favorit für die Präsidentschaftswahl und wurde 1989 bei einem Wahlkampfauftritt getötet.
Die Enthüllungen kommen den kolumbianischen Behörden gerade recht, die Santofimio dieser Tage wegen neuer Beweise festgenommen haben. Schon einmal stand der Ex-Minister wegen des Verdachts, in den Galán-Mordfall verwickelt zu sein, vor Gericht. 1999 wurde er jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Förderer Pablo Escobars
Santofimio war in den 80er Jahren der politische Arm Escobars. Als Parteichef der damals regierenden Liberalen förderte er die politische Karriere des Drogen-Bosses, den er für seine Fraktion sogar ins Parlament wählen ließ.
Galán brachte die politische Vormachtstellung der Liberalen in Gefahr. Als aussichtsreicher Kandidat für das Präsidentenamt prangerte er den wachsenden Einfluss der Drogen-Mafia auf die Politik an und versprach im Falle seiner Wahl, Verbrecher an die USA ausliefern zu wollen. Ein Unterfangen, das Escobar und sein Medellin-Kartell gerade erfolgreich abgeblockt hatten: Hunderte Menschen waren zur Einschüchterung umgebracht worden und Escobar stellte eine 1000-Dollar-Belohnung für jeden getöteten Polizisten in Medellin aus.
Der erste Anschlag auf Galán schlug fehl. Der zweite Versuch wurde während einer Wahlveranstaltung gestartet. Der Präsidentschaftskandidat wurde trotz Tragens einer kugelsicheren Weste durch eine Salve aus einem Maschinengewehr erschossen.
Galáns Nachfolger wurde César Gaviria. Er mied die Öffentlichkeit. Trotzdem war auch er auf der Abschussliste des Medellin-Kartells, alle Versuche, Gavira ebenfalls zu beseitigen, scheiterten.