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Polizei droht neuer "Fall Omofuma"

Von Werner Grotte

Politik

Drogenhändler wehrte sich gegen Abschiebung. | Beamte sollen ihn danach misshandelt haben. | Wien. Die Wiener Polizei ist mit Misshandlungsvorwürfen nach einer abgebrochenen Abschiebung konfrontiert: Ein erst kürzlich aus der Haft wegen Drogenhandels entlassener Westafrikaner wehrte sich am vergangenen Freitag am Flughafen Schwechat gegen seine Rückführung nach Gambia. Statt zurück ins Polizeianhaltezentrum sollen ihn drei Wega-Beamte in eine Lagerhalle im 2. Bezirk gebracht, ihn geprügelt und mit dem Überfahren bedroht haben.


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"Wir wollen keinen neuen Fall Omofuma", betont Wiens stellvertretender Polizeikommandant Karl Mahrer, "daher haben wir sofort reagiert: Meldung an Staatsanwalt und Menschenrechtsbeirat, Suspendierung der Verdächtigen". Auch die Beamten erstatteten Anzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Konfrontationen mit afrikanischen Drogentätern sorgen regelmäßig für Handgreiflichkeiten mit Polizisten. Nach dem "Fall Omofuma" 1999 wurde die Ausbildung der 100 Abschiebebeamten in Österreich stark forciert. In Wien sind 15 Wega-Spezialisten dafür zuständig, die in Dreiergruppen arbeiten. Eines dieser laut Mahrer "gut eingespielten und hochprofessionellen" Teams steht nun unter dem Verdacht, den Mann misshandelt zu haben.

Im Vorjahr gab es bundesweit 1875 Abschiebungen per Flugzeug. Für Problemfälle, meist aus Nigeria, müssen eigene Maschinen gechartert werden. Die Kosten pro Abschiebung in solchen Fällen: 44.000 Euro. Rund ein Drittel der Abschiebungen wird wegen Widerstandes der Betroffenen abgebrochen. (S. 13)