Vermeintlich gewaltbereite Demonstranten waren verdeckte Ermittler.
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Wien. "6 Festnahmen auf der A4 - Tschechischer Reisebus mit schwerer Bewaffnung #Akademikerball #nowkr @offensive_no-wkr". Mit dieser Twittermeldung präsentierte die Polizei am Morgen des von der FPÖ Ende Jänner organisierten Akademikerballs ihren Fahndungserfolg. Dazu wurde ein Foto von Klappmessern, Pfeffersprays, Schlagring und Feuerzeugbenzinen gepostet. Dass die Polizei die vermeintlich gewaltbereiten Tschechen per #Hashtag dem Protestbündnis NOWKR zuordnete, ohne ermittelt zu haben, sorgte schon damals für Kritik.
Nun stellt sich aber heraus, dass unter den verhafteten Personen verdeckte Ermittler der tschechischen Polizei und keine antifaschistischen Demonstranten waren. Die Wiener Polizei bestätigt dies im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Die verhafteten Personen haben sich nicht als verdeckte Ermittler zu erkennen gegeben", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. "Sie haben still gehalten, weil sie nicht an die Öffentlichkeit wollten. Beim Prozess in Prag kam es jetzt heraus."
Hahslinger bestätigt, dass die sechs Tschechen zu der Demonstration gegen den Akademikerball fahren wollten. Was die Polizisten mit dem Schlagring, den Klappmessern und den Pfeffersprays bei der Demo wollten, kann er allerdings nicht sagen. Das werde noch ermittelt.
Christoph Ulbrich von Wien anders glaubt nicht an die Polizei-Version. Es sei völlig unglaubwürdig, dass sich die verdeckten Ermittler nicht zu erkennen gegeben haben. Und: "Dass tschechische Polizisten als Agents Provocateurs Waffen nach Österreich auf die WKR-Demo bringen, ohne dass die heimischen Behörden davon wissen, ist ein Skandal."