Ausstellung über "Jahrzehnt der Solidarnosc". | Wien. In Zeiten geopolitischer Konfrontation zwischen Ost und West sind Freundlichkeiten zwischen Polen und Russen selten geworden. Der polnische Ex-Dissident Zbigniew Bujak ließ daher am Dienstagabend in Wien mit seiner Bemerkung aufhorchen, die Rolle Russlands und der russischen Intelligenz beim Fall des Eisernen Vorhangs möge nicht vergessen werden.
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Der ehemalige Solidarnosc-Mitbegründer, der nach Verhängung des Kriegsrechts 1981 mehrere Jahre im Untergrund verbrachte und 1989 am "Runden Tisch" zwischen Staatsführung und Opposition teilnahm, würdigte die Rolle von Regimegegnern wie Alexander Solschenizyn oder Andrej Sacharow. Die polnischen Dissidenten hätten "in Richtung Osten" geblickt - als das Wort "Glasnost" fiel, sei klar gewesen, dass man Erfolg haben werde, so Bujak anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Das Jahrzehnt der Solidarnosc: 1979-1989" in der Universität Wien.
Neben Bujak erinnerten sich auch der zeitweilig emigrierte polnische Journalist und Dokumentarfilmer Piotr Zaluski, der etliche Monate in Haft verbracht hatte, sowie Ex-Vizekanzler Erhard Busek an jene dramatischen Jahre, die in Polen dem "Annus mirabilis" 1989 vorangingen. Busek betonte, der Westen habe zu den Veränderungen im damaligen Ostblock "gar nichts" beigetragen. Zaluski erinnerte an die Schwierigkeiten, sich im kommunistischen Polen nicht-offizielle Information zu beschaffen.
Dass 1989 auch in Polen begonnen hatte, machte die von Jacek Kaczmarski komponierte inoffizielle "Hymne der Solidarnosc" deutlich - das Lied "Mauern": "Die Mauern fallen fallen fallen, werden der alten Welt zum Grab."