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"Kreuz&Quer" ist sicher eine der ambitioniertesten ORF-Sendungen. Vermutlich stünde die katholische Kirche in Österreich anders da, berücksichtigte sie einige der Tugenden dieses
Religionsmagazins. Mehr aufgeklärt als bigott, eher diesseitig denn jenseitig orientiert, global interessiert statt regionalistisch, ist die Sendung eine mediale Gegenthese zum provinziellen
Erscheinungsbild der derzeitigen Kurie (wobei Krenns Medienfuror · kommunikationstheoretisch betrachtet · auch nicht von gestern ist). All das, wofür Peter Pawlowskis Magazin steht, war diese Woche
in zwei Produktionen exemplarisch zu sehen. Am Dienstag in der filmischen Umsetzung von Adolf Holls Buch "Falls ich Papst werden sollte", am Mittwoch in einem "Spezial" über Untergangsängste.
Die Bebilderung von Holls kritischen Thesen und seines Fantasiepontifikats als Sixtus VI. war zwar ein etwas hurtiger Reisebericht rund um den Globus, mit dem asketisch wirkenden Intellektuellen
(dabei isst er angeblich so gerne!) als problembewussten Beobachter jeweils vor Ort, gab letztlich aber doch einen guten Eindruck seiner Ein- und Ansichten. Ach, wünschte man sich einen Papst, der
Glaubensfragen so herrlich im Wiener Slang intonieren könnte. Die Filme über die apokalyptischen Visionen waren bei aller Drastik der gezeigten Beispiele weniger angsterregend denn
Geschäftsinteressen dahinter erhellend. Und wenn in einem Beitrag der wunderbare Kybernetiker Heinz von Förster auftaucht, ist sowieso alles gerettet. So glaubt man wieder · zumindest an den ORF.