Anna Nitsch-Fitz betreibt in Wien-Penzing das älteste Filmtheater Österreichs. Die Breitenseer Lichtspiele, ein nostalgisches Vorstadt-Kino mit Kultstatus, werden von eingeschworenen Fans besucht. Dort gibt es für Cineasten zum außergewöhnlichen Programm stilgerecht auch klassisches Raschelfutter zu erwerben. Die Besitzerin selbst ist eine Liebhaberin und wahre Expertin für Popcorn.
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Anna Nitsch-Fitz ist heute 69 Jahre alt und war einst Mittelschul-Professorin für Mathematik, Physik und Geometrisch Zeichnen. Doch ihre wahre Leidenschaft gehörte immer schon dem Kino. Der Oma gehörten einst die Nussdorfer Lichtspiele. Dort wuchs die kleine Anna eigentlich auf und verliebte sich schon als Kind ins Kino. Der Schwarz-Weiß-Film "La Strada" von Federico Fellini ist seither ihr Lieblingsfilm. Den schätzt sie vor allem wegen seiner Aussagekraft, "welche in Farbfilmen selten erreicht wird." Die Vorliebe für Altes und Klassisches aus der Kinowelt hat sie sich seither erhalten.
Als das Kino in Nussdorf nach dem Tod der Großmutter bald gesperrt wurde, machte sich Nitsch-Fitz "auf die Suche" nach einem Filmtempel, wo sie "mit meinem Sturschädel" eigenes Programm machen konnte. 1969 kaufte sie das inzwischen älteste erhaltene Kino des Landes in Breitensee.
Die Programmgestaltung jenseits des aktuellen Publikumsgeschmacks erforderte schon damals zur Erhaltung des Lichtspieltheaters einen persönlichen Zuschuss vom Lehrergehalt. Der Privatbeitrag von rund 1000 Euro im Monat ist seither nicht geringer geworden, wohl aber das Einkommen, aus dem er bestritten wird. Denn die Frau Professor wurde 1995 krankheitsbedingt in Pension geschickt. Dafür erfüllt sie sich mit ihren Titeln - von der Professorin zur Direktorin - und wenig Mitteln einen Lebenstraum: "Ich leb halt fürs Kino."
Jetzt bemüht sie sich mit ihrem ausgefallenen Programm um Subventionen. Was einmal aus ihrem Kino werden könnte, erfüllt die unverheiratete und kinderlose Nitsch-Fitz manchmal mit ein wenig Sorge. "Ich habe aber meine Entscheidung nie bereut", sagt die begeisterte Filmliebhaberin. Jetzt überlegt sie, ihre private Habe mit einem kleinen Grundstück in eine Stiftung einzubringen, um so den Fortbestand des Lichtspieltheaters sicher zu stellen.
Mit sechs Besuchern pro Vorstellung kann sie im Schnitt rechnen. Sieben Euro bringt ihr eine Karte ein. Fast immer ist es weniger, denn für Stammgäste - und fast nur solche besuchen die Lichtspiele in Breitensee - gibt es einen Bonus.
Derzeit wird gerade eine Serie unter dem Titel "Cartoons & Comedies" aufgeführt. Deutsche Serien der 60er und 70er des vergangenen Jahrhunderts mit allen Folgen von Dr. Mabuse, Jerry Cotton, Helga-, Wirtinnen- und Karl May-Filmen sowie die kompletten 13 Teile des Schulmädchenreports und aller Oswald-Kolle-Aufklärungen standen davor auf dem Programm. "Eigentlich waren ja immer nur die ersten Folgen der Serie gut". - Aber eine leidenschaftliche Cineastin legt eben Wert auf Vollständigkeit und komplette Dokumentationen in der Filmgeschichte.
Die Programmhefte schreibt Nitsch-Fitz selbst. Den ganzen Tag über ist sie in ihrem kleinen Büro und von zu Hause aus auf der Spur nach Filmrechten und seltenen Kopien ausgefallener Filme.
In ihrem ganzen Kino-Besitzer-Leben waren Nitsch-Fitzens Breitenseer Lichtspiele mit ihrem Fassungsvermögen von 168 Plätzen nur einmal randvoll. Das Jahr weiß sie nicht mehr genau. Aber es war anlässlich "der Premiere eines Peter-Alexander-Films Anfang der 70er". Jetzt, so der neue Plan, können Private immerhin das ganze Kino um rund 500 Euro für Firmenfeste oder andere Events mieten. Besondere Filme dafür treibt die Kinobesitzerin auf Wunsch auf. Im Sinn der Kino-Sache kennt Nitsch-Fitz dabei auch kaum Ausgrenzungen oder Berührungsängste: Ob der Oral-Kultfilm "Big Throat" oder die "Christlichen Filmwochen", in den Breitenseer Lichtspielen haben alle Filme mit künstlerischem Bezug immer schon ihren Aufführungs-Platz gehabt.
Bewertungskriterien. Und wenn es gewünscht wird, serviert die Chefin auch noch Popcorn dazu, eine ihrer persönlichen Leibspeisen. Wo das spärliche Markt-Angebot fertiger Industrieprodukte mit insgesamt drei Sorten nicht ausreicht, ist Nitsch-Fitz auch noch bereit, selbst zur und in die kinoeigene Mikrowelle hinter der Leinwand zu greifen: Auf diese Weise bereitet sie sich manchmal selbst ein Mahl hinter den Filmkulissen und prüfte für uns sorgsam die etwas größere Auswahl (fünf Sorten) von Mikrowellen-Popcorn für den Selbstbetrieb.
Ihre Bewertungs-Kriterien dabei, welche die ehemalige Mathematikprofessorin mit Schulnoten versah:
Salzgeschmack: "Am besten leicht gesalzen. Aber es darf auch nicht zu wenig sein."
Bissfestigkeit: "Nicht letschert, sondern al dente", lautet Nitsch-Fitzens Devise.
Beschriftung/Anleitung: Verständlichkeit und praktische Handhabbarkeit erwiesen sich bei Mikrowellen-Popcorn zur Eigenproduktion als Um und Auf eines seriösen Konsumententests.
Zusammenfassung. Beim Mikrowellenpopcorn zeigten sich die Angaben auf den Verpackungen als "zu wenig präzise". Das galt sowohl für die Handhabung als auch die Berechnung der Backdauer. Schließlich gehen viele Maiskörner in der Mikrowelle nicht auf und verbleiben in der Konsistenz wahrer Betonkugerln in der Packung. Eine gefährliche Sache in der Dunkelheit einer Kinovorstellung - vor allem, wenn Menschen mit empfindlichen Zähnen bei einer spannenden Filmvorführung allzu aufgeregt und gierig ins Popcorn-Sackerl greifen. Hier wird ernsthaft vorsichtige Zurückhaltung empfohlen!
Unserer Testerin hat die Prüfung von acht Sorten Popcorn sichtlich Spaß bereitet. Dass sie jetzt mehrere Kilo von aufgeblähten Maiskörnern zur Verfügung hat, ist kein Problem für jemanden, der die Veranlagung hat, für höhere Werte zu teilen. "So werden halt die Stammgäste zwei oder drei Abende lang nichts für die Wegzehrung bis zum Kinoplatz entrichten müssen." Was dann noch bleibt und sicherlich nicht mehr "al dente" sein wird, bekommen nach dem Willen von Nitsch-Fitz "dann die Vogerln draußen". Denn in den Breitenseer Lichtspielen frönt man seit jeher einem echten Kultur-Prinzip: "Leben und leben lassen!"
Einzelergebnis
Fertig verpackte Popcorn
1. Platz: Gesamtnote 1,5
Kellys 90g/Euro 0,99
Salzgehalt 1, Knackigkeit 2
2. Platz: Gesamtnote 2,5
Clarkys 90g/ Euro 0,69
Salzgehalt 2, Knackigkeit 3
3. Platz: Gesamtnote 3
Chio 125g/Euro 0,99
Salzgehalt 2, Knackigkeit 4
Mikrowellen-Popcorn
1. Platz: Gesamtnote 2
Kellys 100g/Euro 0,99
Anleitung 2, Salzgehalt 2,
Knackigkeit 2
2. Platz: Gesamtnote 2,66
Spar american style 100g/Euro 0,59
Anleitung 2, Salzgehalt 3,
Knackigkeit 3
3. Platz: Gesamtnote 3
pop weaver 100g/Euro 0,69
Anleitung 2, Salzgehalt 4,
Knackigkeit 3
4. Platz: Gesamtnote 3,33
Clever 100g/Euro 0,45
Anleitung 3, Salzgehalt 3,
Knackigkeit 4
5. Platz: Gesamtnote 3,66
Frank 100g/Euro 0,45
Anleitung 3, Salzgehalt 4,
Knackigkeit 4