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Popcorn-Aufheber und Garnicht-Esser

Von Christina Böck

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Manche Menschen legen besonderen Wert darauf, rechtzeitig zur Werbung im Kinosaal zu sitzen. Bei manchen liegt es daran, dass sie sich noch immer eine Wochenschau erwarten. Andere wiederum geben die Hoffnung nicht auf, dass sie kleinen, exklusiven Meisterwerken beiwohnen. Nostalgiker denken da vielleicht noch an die "Pizzeria Lambrusco" ("Kommen Sie in die Pizzeria Lambrusco . . . bitte"). Allerdings hat auch die Kinowerbung Konfliktpotenzial zu verbuchen. Weil nämlich: Verpflegung schon jetzt anreißen oder warten, bis der "richtige" Film beginnt?

Popcorn-Aufheber werden manchmal als zwangsneurotisch und lustfeindlich angesehen. Nun aber könnten sie eine unerwartete Partei auf ihre Seite ziehen: die Industrie. Denn geht es nach einer neuen Studie, dann müssten die Popcorn-Später-Esser werbenden Firmen lieber sein. Forscher haben herausgefunden, dass Werbung nicht wirkt, wenn man mit Popcorn-Kauen beschäftigt ist. Weil man dann nicht einen für die Werbewirkung wichtigen Mechanismus machen kann: Da bilden die Muskeln in Lippe und Zunge automatisch den Namen des Produkts nach. Das macht das Produkt sympathischer. Nun wirft das Fragen auf. Etwa: Was ist, wenn man Werbung für Popcorn sieht und gerade Rumkugeln isst?

Sollte nun jemand glauben, das ist eine Ausnahme, dass sich Forscher so intensiv mit Maisprodukten beschäftigen - mitnichten. Erst vor einigen Wochen wurde die Bilanz der diesjährigen Popcornzählung in deutschen Kinos veröffentlicht. Es stellte sich heraus: Woody-Allen-Fans sind mehrheitlich Popcorn-garnicht-Esser.