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Popstars im Meinungskrieg

Von Christina Böck

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Wenn man eines über die Kunstform Rap sagen kann, dann, dass sie mit Marketinggeschick verbunden ist. Die Genres Chillwave oder Cyber Metal können sich nie so lange im Gespräch halten wie der Rap und seine Schöpfer dieser Tage. Während hier zwei Gangstarapper den deutschen Musikpreis gemeuchelt haben, hat in Übersee ein anderer Vertreter der Branche Probleme. Kanye West ist zwar ein gefeierter Rapkünstler, fällt aber auch immer wieder mit provokanten Wortmeldungen auf. Nicht zum ersten Mal äußerte er diese Woche Sympathien für US-Präsident Donald Trump. Es folgten Berichte über seinen angeschlagenen Geisteszustand. Seine Gattin Kim Kardashian, sonst nicht für reflektierte Social-Media-Inhalte bekannt, verteidigte ihren Mann auf Twitter und warf den Medien vor, die "Irrenkeule" zu schwingen. West habe nun einmal keine populären Meinungen. Das sah auch sein Kollege John Legend so. Der Sänger schrieb West eine SMS, in der er ihn an seine Verantwortung gegenüber seinen schwarzen Fans erinnerte, für die Trump keine Hoffnung verheißende Lichtgestalt ist.

Auf eine bizarre, abgehobene Art ist diese Episode ein Lehrbeispiel, wie heute politischer Diskurs funktioniert: Menschen werden für ihre ihnen legitim zustehende Meinung zurechtgewiesen. Daraufhin eskaliert die ganze Diskussion. Dabei hätte man West nicht erklären müssen, dass seine Meinung "unpopulär" ist. Der Verlust von mehreren Millionen Followern auf Twitter dürfte auch für ihn ein Hinweis gewesen sein.