Zum Hauptinhalt springen

Popularität im Web ist käuflich

Von Regine Bohrn

Wirtschaft
Je mehr Fans und Freunde ein Unternehmen auf Facebook hat, um so größer ist die Bekanntheit. Foto: fotolia

Tausend Fans sind ab 99 Euro zu haben. | Generierung von tausend Fans dauert eine Woche. | Experte: Kauf von Popularität ist "unnatürlich". | Wien.Alles ist käuflich - auch Popularität. Das ist zumindest die Ansicht von Firmen, die anbieten, Facebook-Fans für bestimmte Produkte oder Unternehmen zu kaufen. Bei rund 250 Millionen Menschen, die einen Zugang zu dem virtuellen sozialen Netzwerk haben, ist das relativ leicht umsetzbar. Innerhalb einer Woche ist es möglich, tausend neue Fans zu haben, versprechen Websites wie uSocial.com, facebookfanskaufen.com und fanpagehookup.com.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wie viel Unternehmen dafür zahlen müssen, ist abhängig von der gewünschten Fan-Anzahl und vom Verkäufer. Bei facebookfanskaufen.com kosten tausend Fans 99 Euro, bei uSocial.com kommt dieselbe Anzahl auf 150 Euro, fanpagehookup.com verlangt für tausend Freunde hingegen "nur" 99 Dollar (71 Euro).

Facebook-User werden gezielt beworben

Wer jetzt denkt, dass Facebook-Nutzer tatsächlich Geld dafür bekommen, dass sie Fans von Unternehmen, Produkten beziehungsweise Personen werden, der irrt. Die "Fan-Verkäufer" veräußern nämlich keine User, sondern sie platzieren die Werbung der Unternehmen auf den jeweiligen Nutzer-Seiten. Wer sich von der Firma, Ware oder Person angesprochen fühlt, drückt dann auf den "Gefällt mir"-Knopf und wird schließlich Fan. Ob die jeweiligen Fans tatsächlich existieren, kann niemand überprüfen. Die Verkäufer geben auf ihren Homepages aber an, dass es sich bei gekauften Fans um reale Personen handelt. Die Idee hinter dem Geschäftsmodell ist einfach: Je mehr Fans ein Unternehmen oder ein Produkt hat, um so größer ist der Bekanntheitsgrad - das System basiert nämlich auf dem Schneeballprinzip.

Wird eine Person Fan einer Ware, einer Firma oder einer Person, sehen das seine virtuellen Freunde. Wird der "Gefällt mir"-Knopf gedrückt, ist das im Freundeskreis zu sehen. Jeder, der seine Zustimmung ausdrückt, wird also zum Werbeträger, sagt Marketing-Experte Friedrich Fuhrmann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung."

Da jeder Facebook-User rund 130 Freunde hat, ist das Potenzial, neue Werbeträger zu gewinnen, relativ hoch. Als Beispiel führt Fuhrmann den Facebook-Auftritt der schwedischen Textilkette H&M an. Mitte Jänner hatte das Unternehmen seinen Angaben zufolge 3,8 Millionen Fans, aktuell sind es mehr als 6,3 Millionen Menschen, die den "Gefällt mir"-Knopf gedrückt haben.

Kauf von Freunden ist "unnatürlich"

Wie viele Fans für Marketingzwecke "gekauft" werden, weiß Fuhrmann nicht. Er vermutet aber, dass nur wenige Firmen das Angebot annehmen. Einerseits sei das nicht populär und andererseits auch unehrlich. Mit dem Kauf von Fans auf sich aufmerksam zu machen, ist laut Fuhrmann auch "unnatürlich". Es wäre auch in der virtuellen Plattform besser, "wenn ich von Mundpropaganda lebe", so der Fachmann. Er rät daher, dass Firmen den Betrag, den sie für den Kauf von Fans vorsehen, lieber in Form von Rabatten oder Gewinnspielen an die Facebook-Nutzer weitergeben sollten.

Obwohl Fuhrmann den Kauf von Facebook-Fans nicht gut findet, lehnt er Facebook als Marketinginstrument nicht ab. Im Gegenteil: "Die Menge an praktisch kostenloser Werbung ist überwältigend." Der Fachmann betont aber, dass Werbung auf Facebook nur dann funktioniert, wenn sie - wie "normale" Werbung auch - gut durchdacht ist und entsprechend ausgeführt wird.