Raabau ist zu 87 Prozent glühbirnenfrei. | Austausch wurde stark subventioniert. | "Nacht der offenen Heizraumtüren" bewirbt Öko-Strom. | Wien/Raabau. Energiespar- und LED-Lampen, Photovoltaik, Erdwärme- und Pelletsheizung. Das ist das Rezept der klimafreundlichen Gemeinde Raabau in der Südoststeiermark. Obwohl: "Wir sind medial auch gesteinigt worden", erzählt der Bürgermeister, Franz Uller, im Interview mit der "Wiener Zeitung".
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Schließlich polarisieren Energiesparlampen und das umstrittene EU-Glühbirnenverbot nach mehreren Jahren immer noch. Der nächste Termin ist übrigens im September 2011: Dann werden die am weitesten verbreiteten 60-Watt-Birnen aus dem Verkehr gezogen.
Die knapp 600 Einwohner von Raabau sind weiter: Sie haben das Projekt durchgezogen, im Sinne des Energiesparens als erster Ort Österreichs und Europas (fast) glühbirnenfrei zu werden. Mittlerweile wurde das Ziel zu 87 Prozent erreicht, und das ging so: In 190 Haushalten sind rund 3800 Glühlampen den Energiespar- oder LED-Lampen gewichen. Die Bewohner brachten schachtelweise Glühbirnen zur Entsorgung - obwohl die meisten noch funktionierten.
Beim Elektrohändler im Dorf bekamen sie die neuen Lampen zum Großhandelspreis. Zusätzlich erstattete die Gemeinde noch 20 Prozent des Kaufpreises zurück. Davor gab es im Dorf Veranstaltungen zur Information, Bewusstseinsbildung und zum Energiesparen bei der Häusersanierung und Wärmedämmung.
"Natürlich gibt es immer wieder welche, die dagegen sind." Die Glühbirnentauschaktion in der kleinen ÖVP-Gemeinde sei auch "kein vorauseilender Gehorsam" gegenüber der EU, dementiert Franz Uller Vorbehalte, mit denen er konfrontiert war.
Die EU hatte Ende 2008 ein schrittweises Ende der Glühbirnen bis Ende 2012 beschlossen. Dass inzwischen schon wieder darüber diskutiert wird, das Glühbirnenverbot zurückzunehmen, sieht der Bürgermeister sehr gelassen. Die Forschung sei bei den Energiesparlampen, die heute ja nicht mehr mit jenen von vor sechs oder sieben Jahren vergleichbar seien, abgeschlossen. In Zukunft werde es nur mehr LED-Lampen geben. Die Raabauer habe der Austausch der Leuchtmittel im kommunalen, wirtschaftlichen sowie privaten Bereich nichts gekostet, sagt der Ortschef.
Große Kostenersparnis
Dass in der Gemeinde nahezu keine Glühbirne mehr brennt, bringe sogar eine Ersparnis von insgesamt mehr als 33.000 Euro. Umgerechnet auf einen Haushalt sind das etwa 175 Euro. Außerdem werde der CO2-Ausstoß reduziert. Schließlich hat sich die Steiermark auf einen Energieplan bis 2015 festgelegt. Die Förderung erneuerbarer Energieträger, die Verringerung von Emissionen und die Ressourcenschonung entsprechen auch der steirischen Energiestrategie für die kommenden Jahre. Neue Arbeitsplätze soll das obendrein schaffen. Bis 2025 möchte das Land energieautark sein, das heißt, unabhängig von Energieimporten. "Mit dem Populismus der Glühbirnentauschaktion", sagt der Bürgermeister, habe man sich diesem Ziel schon jetzt begonnen anzunähern.
Das Engagement von Franz Uller (39), der im Zivilberuf Vollerwerbslandwirt ist, und dem siebenköpfigen Energiesparteam in der Gemeinde geht denn auch weiter. Demnächst wird es in Raabau eine "Nacht der offenen Heizraumtüren" geben: Ein Informationsaustausch auf unterster Ebene soll das sein. Hausbesitzer, die eine Photovoltaik-, Erdwärme- oder Pelletsanlage installieren ließen, bieten offene Türen und berichten jeweils eine Stunde lang über ihre Erfahrungen.
Laternen umgerüstet
Wer auf eine der klimafreundlichen Stromerzeugungs- oder Heizarten umsteigt, den unterstützt die Gemeinde mittels Landesförderung. Die entsprechenden Richtlinien und Antragsformulare gibt es auf der gemeindeeigenen Website zum Herunterladen.
Ob Franz Uller das Vorgehen in seiner Gemeinde weiter empfehlen kann? "Natürlich." Die Idee sei für jeden nachmachbar. Nur bei einer Änderung der Straßenbeleuchtung empfiehlt er, auf einen Zeitpunkt nach den Gemeinderatswahlen abzuwarten. Denn: "Ein Straßenbeleuchtungspunkt, der schon steht, ist nicht mehr wegzukriegen."
Also hat man in Raabau die Laternen erst ein halbes Jahr nach Ullers Wiederwahl für eine weitere Amtsperiode 2010 umgerüstet. Die Lampen leuchten nun mittels Natriumhochdruckdampf (50 Watt), mit neuen Facettenspiegeln und einer astronomischen Zeituhr. Zwischen Mitternacht und vier Uhr Früh sind sie ganz ausgeschaltet. "Und die Insektenwelt hat auch ihre Ruhe."
http://www.gluehbirnenfrei.at/
http://www.raabau.at/
http://www.e5-gemeinden.at/