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Facebook hat Pornographie im Vatikan geortet. Nicht in dunklen Hinterzimmern, wo man so etwas, je nachdem, wie nahe man der katholischen Kirche steht, vermutet oder auch nicht, sondern ganz offen. Oben auf der Decke der Sixtinischen Kapelle. Geschweinigelt vom Herrn Michelangelo.
Ganz legal auf Facebook Werbung machen wollte die Olona Edition für ihr Buch "Psalm 1". Das ist keine Beschreibung allfälliger Psalmistenstellungen, sondern Eckehard Bambergers Untersuchung über den Glaubensverlust. Auf dem Cover ein Ausschnitt aus Michelangelos Fresko, und, ja: Adam hat einen zwar etwas klein geratenen, aber deutlich sichtbaren Penis.
Was auf der Decke der Sixtina kein Problem darstellt, ist eines für die Prüderie-Anstalt Facebook. Und so schreibt Michelle vom Facebook-Administratorenteam an den Verlag: "Werbeanzeigen dürfen keine übermäßig sexualisierten Bilder einsetzen, den Eindruck von Nacktheit erwecken, viel Haut bzw. Dekolleté zeigen oder sich unnötigerweise auf bestimmte Körperteile konzentrieren." Also keine Werbung mit dem Deckengemälde der Sixtina, weil Gott den ersten Menschen ohne Hose und Mantel schuf und der Lüstling Michelangelo das just so zeigte.
Gegen die Seite "Death to Israel" hat Facebook übrigens nichts. Da wurde mir mitgeteilt: "Wir haben die von dir wegen Hassbotschaften oder -symbole gemeldete Seite geprüft und festgestellt, dass sie nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstößt." Eben. Was ist schon das bisschen sanfte Israelkritik verglichen mit der brutalen Anstößigkeit von Michelangelos Adam?