Auftragsbestand um ein Drittel höher. | Auslandsanteil steigt auf 50 Prozent. | Wien. Wolfgang Hesoun hat in diesen Wochen viele erfreuliche Termine. Der neue Porr-Generaldirektor eilt von einem Referenzauftrag des Baukonzern zum nächsten: Die sehr schwierige, fast 10 Kilometer Bohrungen unter Vereisung erfordernde U2-Donaukanal-Unterquerung ist fertig, auch das U2-Baulos beim Stadion; beim Wienerwaldtunnel der Westbahn - Österreichs längstem Bahntunnel - war vorige Woche die Durchbruchfeier; am Freitag steigt im neuen Klagenfurter Stadion erstmals ein Fußball-Länderspiel.
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Dann kommt in Pressburg der Spatenstich für das Projekt eines 300 Millionen Euro teuren Wohn-, Geschäfts- und Kinocenters, für das Porr gemeinsam mit der Strabag jüngst den Zuschlag erhalten hat; und schließlich die Übergabe von "Stary Prowar 2", einem rund um eine alte Brauerei errichteten mehr als 66.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden Kultur- und Handelszentrums in der westpolnischen Messestadt Posen.
Alles Projekte, mit denen Hesoun die Unternehmensstrategie gut illustriert sieht: "Da ist einerseits unsere Ingenieurs-Kompetenz gefordert, andererseits sieht man, dass wir uns zu einer flexiblen Multi-Utility-Gruppe entwickelt haben, die von Entwicklung und Planung bis Bau, Finanzierung und Betrieb alles anbieten kann". Und: "Wachsen wollen wir, aber nicht um jeden Preis. Wir haben Ertragsziele, nicht Umsatzziele", so Hesoun. "Das ist alles auch eine Frage der Mitarbeiterqualität - wir könnten doppelt so viel Bauleistung bringen, aber nicht auf diesem hohen Standard".
Fokus "näherer Osten"
Die größten Wachstumschancen sieht Hesoun im CEE-Markt - aber man will sich auf den"näheren Osten" konzentrieren. In Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen, wo man schon gut positioniert ist, gäbe es weiterhin großes Potenzial. "In Polen sind wir schon seit 25 Jahren, da wurde kaum ein Hochhaus ohne uns gebaut". Schon nächstes Jahr soll der Auslandsanteil der Porr-Bauleistung von derzeit rund 30 auf 45, 2009 dann auf gut 50 Prozent steigen. Um Autobahnen in Ungarn und der Slowakei - unter Umständen auch in Serbien - wolle man sicher mitbieten, aber auch um Stadien in Polen und der Ukraine für die Europameisterschaft 2012. Große Chancen sieht Hesoun auch in Rumänien: "Dort gibt es momentan das größte Wachstum, die setzen jetzt die EU-Infrastrukturprogramme zügig um".
Nach Russland dagegen will Hesoun "nicht unbedingt" - obwohl er dieser Tage mit Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner konferieren wird. Der erwartet von seinem neuen Großaktionär Oleg Deripaska große Aufträge auch in Zusammenhang mit der Olympiade in Sotschi - "und vielleicht gibt es da ja auch für uns etwas zu tun, woran wir verdienen können".
Im ersten Halbjahr ist der Porr-Auftragsbestand um gut ein Drittel auf fast 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Die Bauleistung erhöhte sich um fast 20 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro, der Mitarbeiterstand wuchs nur um 10 Prozent. Fürs Gesamtjahr erwartet Hesoun - "ich bin da lieber sehr, sehr zurückhaltend" eine Bauleistung von 2,8 Milliarden Euro und einen höheren Auftragseingang als im Rekordjahr 2006.
Die angestrebte Kapitalerhöhung via Börse wird nun doch nicht mehr heuer kommen, obwohl die Gespräche der Groß-Aktionäre "sehr gut vorankommen". Im Frühjahr 2008 sollte es soweit sein - dabei soll der Streubesitz auf gut 40 Prozent ansteigen und auch die Straßenbautochter Teerag zu 100 Prozent übernommen werden.