Der zweitgrößte heimische Baukonzern, die börsenotierte Porr-Gruppe, hat im vergangenen Geschäftsjahr 2003 deutliche Gewinnsteigerungen erzielen können - und will den Weg des "qualitativen Wachstums" fortsetzen: "Wir schielen weniger nach purer Umsatzsteigerung, wir wollen schöne , ertragsstarke Projekte". Für den größten jemals in Österreich vergebenen Tunnelbauauftrag, den 340 Mrd. Euro teuren und 12,5 Kilometer langen Wienerwaldtunnel der neuen Westbahn hat man - in Arbeitsgemeinschaft mit dem deutschen Bilfinger&Berger-Konzern, vorgestern den Zuschlag bekommen.
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Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich im Jahresabstand um 60% auf 47,5 (2002: 29,6) Mill. Euro, das Ergebnis vor Ertragssteuern (EBT) kletterte auf 23,27 (12,17) Mill. Euro, teilte das Unternehmen bei seiner Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Wien mit. Das Konzernergebnis betrug 14,8 nach 9,3 Mill. Euro im Jahr davor - der Hauptversammlung am 24. Juni wird eine Dividende von 1,74 Euro je Aktie vorgeschlagen, doppelt so viel wie im Jahr davor.
Die Produktionsleistung - einschließlich anteiliger Arbeitsgemeinschaften - stieg um 7% auf 1,93 Mrd. Euro.
Immer wichtiger wird das Auslandsgeschäft: Während die Inlandsleistung um 4,3% auf 1,34 Mrd. Euro stieg, verzeichnete die Auslandsleistung ein kräftiges Plus von 14% 581,4 Mio. Euro, das sind 30,2%. Der Auslandsanteil soll kontinuierlich auf während der nächsten Jahre auf 40 bis 50% ansteigen.
Haupthoffnungsgebiet ist Osteuropa. Neben den bestehenden Märkten wie Polen und dem stark wachsenden Tschechien soll auch das Geschäft in Kroatien forciert werden. Derzeit werde auch "intensiv" der Markteintritt in die baltischen Länder sowie in Bulgarien und Rumänien geprüft. Ziel sei aber in erster Linie eine "kontinuierliche Optimierung der Ertragsstrukturen, wir machen beusst keine großen Expansionssprünge", so Vorstndschef Horst Pöchhacker. Der Löwenanteil der Ergebnisverbesserungen entfielen auf die lange kränkelnden Sparten Straßen- und Hochbau, aber auch auf die Immobilientochter UBM.
Die Porr ist mit insgesamt 9.500 Beschäftigten der zweitgrößte österreichische Baukonzern, deutlich hinter der österreichisch-deutschen Bau Holding Strabag - "gemessen an der heimischen Wertschöpfung bzw. den Beschäftigten in Österreich liegen wir aber auf Augenhöhe".
Der Auftragsbestand des Konzerns lag Ende März mit 1,15 Mrd. Euro noch unter dem Vergleichswert des Vorjahres - Aufträge wie der Wienerwaldtunnel und "große" Chancen in den neuen EU-Ländern, die "ihren Nachholdbedarf bei der Infrastruktur und im Umweltbereich mit Hilfe der EU-Förderprogramme verstärkt in Angriff nehmen dürften", wecken in dieser Hinsicht aber Zuversicht. Für heuer erwartet man derzeit eine um 4 bis 5% eringere Gesamtleistung, weil man sich im April von 25% der Anteile an der UBM getrennt hat und die Immobilientochter dann nur mehr mit 41% konsolidiert wird. Der Tiefbau soll weiter wachsen, bei Hoch- und Straßenbau werden Rückgänge gegenüber 2003 erwartet. Weill die Restrukturierungsmaßnahmen greifen, wird sich die Ertragssituation weiter verbessern, erwartet Finanzvorstand Helmut Mayer.
Dazu werden auch andere srategische Weichenstellungen, die einem Konzernumbau gleich kommen, vorbereitet: Bereits in den nächsten Tagen soll eine Abspaltung des nicht für den Baubetrieb notwendigen Vermögens (Liegenschaften, Schottergruben) in eine eigene Tochtergesellschaft das Bilanzbild verbessern. Weiters geplant: Eine Erhöhung der Eigenkapitalquote von derzeit 12,5% auf mittelfristig bis zu 20%. Die Zuführung von frischem Kapital könnte auch durch eine Verbreiterung der Börsepräsenz erfolgen: Das Management hätte gerne "deutlich mehr" als die derzeitigen unter 20% Streubesitz. Als Zwischenschritt könnte eine Unternehmensanleihe teure Bankkredite ersetzen.