)
Besonders teuer käme eine Pleite für Frankreich und Deutschland. | "Wahre Finnen" verweigern Portugal die Finanzhilfe. | Basel. Frankreichs Banken hätten mit einer Griechenland-Pleite ein echtes Problem: Der Finanzsektor der Grande Nation allein ist laut jüngsten, vorläufigen Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit 53 Milliarden Dollar in Griechenland engagiert. Damit sind offene Forderungen der Geldinstitute gegenüber griechischen Banken, Staatsanleihen und Kredite an den Privatsektor umfasst. Insgesamt beliefen sich die Schulden, welche die Griechen Ende 2010 unmittelbar bei ausländischen Banken hatten, auf 161 Milliarden US-Dollar.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das zweitgrößte Problem hätte Deutschland: Im Nachbarland beliefen sich die Forderungen auf 34 Milliarden US-Dollar. Die Briten bangen um 13,1 Milliarden; den USA dürften 7,4 Milliarden Dollar kaum schlaflose Nächte bereiten.
Regling: Pleitegerüchte von Banken lanciert
In diesem Licht sind wohl die Aussagen des Deutschen Klaus Regling zu verstehen: Der Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF erhob schwere Vorwürfe gegen bestimmte Banken. Diese würden die seit Wochen köchelnde Debatte über eine Umschuldung Griechenlands gezielt anheizen, weil sie auf hohe Gewinne spekulieren, sagte Regling dem "Handelsblatt". In den 1980ern und 90ern hätten Banken für Schulden-Restrukturierungen in Lateinamerika und Asien hohe Honorare kassiert. "Das würden sie in Europa gerne wiederholen", so Regling.
Die Bilanzverluste durch Abschläge auf griechische Staatspapiere hielten sich für diese Banken "in Grenzen". Hingegen wären Provisionen für eine Restrukturierung "vielversprechend".
EU-Währungskommissar Olli Rehn hat am Montag eine Umschuldung Griechenlands erneut abgelehnt. "Ich wiederhole: Das ist nicht Teil unserer Strategie", sagte er in Brüssel: "Befürworter einer Umschuldung scheinen die möglicherweise verheerenden Folgen für das Land und die gesamte Eurozone zu übersehen."
Flucht der Banken aus Euro-Problemländern
Besonders pikant: Ausgerechnet die Portugiesen hätten ein übergroßes Problem, wenn Griechenland kippt: Ihre Forderungen belaufen sich auf 10,2 Milliarden Dollar - und sind damit viel höher als etwa jene des österreichischen Finanzsektors mit 3,14 Milliarden Dollar. (Die Bank Austria ist als "italienische" Bank darin nicht enthalten).
Und das, wo doch Lissabon in diesen Tagen bereits mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds über ein eigenes Rettungspaket in Höhe von voraussichtlich rund 80 Milliarden Euro verhandeln muss.
Dabei braut sich für die Südeuropäer im Norden des Kontinents Unheil zusammen: Noch am Wochenende hatte sich Timo Soini, Parteichef der Wahren Finnen, kompromissbereit gezeigt. Am Montag teilte die rechtspopulistische Partei mit, sie wolle nicht für den EU-Stabilitätspakt und die Hilfe für Portugal stimmen. Damit hätte Finnlands voraussichtlich neuer Ministerpräsident Jyrki Katainen in seiner geplanten Koalition keine Mehrheit hinter sich. Was das für die Regierungsbildung bedeutet, blieb vorerst offen.
Unterdessen setzte sich die Flucht der Banken aus Euro-Risikoländern wie Griechenland und Portugal fort. Gegenüber Ende September 2010 reduzierten die Banken ihre Außenstände in den "Pigs-Staaten" (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) von rund 2200 auf 1890 Milliarden Dollar. Der Wechselkurs Dollar-Euro habe dabei kaum eine Rolle gespielt, hieß es bei der BIZ in Basel auf Anfrage der "Wiener Zeitung".