Ausgerechnet 2009 wird die heimische Bahn schwarze Zahlen schreiben. Also in einem Jahr, in dem viele andere Unternehmen noch unter der schärfsten Rezession seit der Nachkriegszeit stöhnten.
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Und das geht so: Die Bahn hatte zuerst für ein Finanzgeschäft mit der Deutschen Bank, welches zwischenzeitlich vom Totalverlust bedroht war, insgesamt Rückstellungen von mehr als 600 Millionen Euro gebildet. Da es mit den Deutschen mittlerweile eine Einigung über die vorzeitige Auflösung des Spekulationsgeschäfts gibt (die Bahn überweist rund 300 Millionen an die Deutsche Bank), blieben rund 300 Millionen übrig, die sich nun verschönernd auf die Bilanz auswirken werden. Insofern fällt es nicht besonders stark ins Gewicht, dass die ÖBB auch jetzt wieder Vorsorgen für andere Spezialfälle bilden müssen.
Zwar wird das Finanzministerium, weil sich die geltende Rechtslage geändert hat, von der Bahn eine dreistellige Millionensumme erhalten, doch zumindest in der Bilanz 2009 wirken sich diese Belastungen nicht zur Gänze aus. Unterm Strich bleibt - trotz der neuerlichen Rückstellungen etwa für die nicht richtig versteuerten sogenannten Gratisfahrten von Bahnmitarbeitern und deren Angehörigen - ein herzeigbarer Gewinn von rund 120 Millionen Euro. Ohne die erwähnten Sondereffekte, die zum Teil ergebnisverbessernd, zum Teil -verschlechternd wirken, wäre es ein Verlust von 40 Millionen gewesen.
Ist das Glas nun halb voll oder halb leer, fragt man sich. Das Fazit sei vorweggenommen: Wie viel unten bei der Bahn als Ergebnis herauskommt, hängt nicht unwesentlich davon ab, wie viel der Eigentümer Staat oben in die Bahn einfüllt. Gerade Bahnbilanzen seien schwer zu interpretieren, sagt der langjährige Wifo-Experte Wilfried Puwein. Der ausgewiesene Kenner der Materie verweist darauf, dass der Staat über die sogenannten gemeinwirtschaftlichen Leistungen, die dieser den ÖBB abgilt, maßgeblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Bahn ausübt. Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen machen pro Jahr rund 600 Millionen Euro aus und betreffen - unter anderem - geförderte Zeitkarten.
Wie wäre der Erfolg der ÖBB tatsächlich messbar? Die Personalkosten müssten mit den Markteinnahmen (Fahrkartenverkäufe im Personenverkehr, Transportaufträge im Güterverkehr) verglichen werden, so Puwein. Während in den 50er Jahren die Markteinnahmen noch 200 Prozent der Personalkosten ausmachten, sank diese Kennzahl auf 60 Prozent im Jahr 1992. Seitdem ging es langfristig wieder bergauf: Derzeit kommt die Bahn auf einen Deckungsgrad von rund 90 Prozent.