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Positive Katalysatoren für den US-Dollar lassen nach

Von Gareth Gettinby

Gastkommentare
Gareth Gettinby ist Investment Manager bei Aegon Asset Management.
© Aegon

Vieles wird von der Entwicklung der Inflation abhängen.


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Die Risikofaktoren des Jahres 2022 sind auch 2023 vorhanden. Die Inflation bleibt hartnäckig hoch, der Ukraine-Krieg dürfte weitergehen, Chinas Corona-Lockerung scheint viele Fehlstarts zu haben, die Krise der Lebenshaltungskosten belastet die Haushalte weiterhin mit höheren Energie- und Lebensmittelpreisen sowie steigenden Mieten. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich viele auf eine Rezession konzentrieren.

Der US-Dollar hat sich im vergangenen Jahr aufgrund höherer US-Renditen und schwacher Risikobereitschaft sehr stark entwickelt, da sowohl Anleihen als auch Aktien abverkauft wurden. Der handelsgewichtete Dollar (gemessen am DXY-Index) ist um 10 Prozent gestiegen und hatte damit eines der stärksten Jahre seit 1980. In Anbetracht der Rezessionsrisiken und der Tatsache, dass wir nun mit höheren Zinsen leben müssen, werden auch 2023 noch viele Faktoren für Volatilität an den Finanzmärkten sorgen. Der US-Dollar ist nach wie vor eine sichere Währung, zu der die Anleger in Zeiten der Volatilität weiterhin Zuflucht suchen werden. Vieles wird hier von der Inflation abhängen. Die US-Notenbank Fed wird selbst bei einer Konjunkturabschwächung in den USA mit Zinssenkungen zögern, um sicherzustellen, dass die Inflation sinkt, da jede vorzeitige Lockerung der Politik zu einem Anstieg führen könnte.

Gegen eine anhaltende Abwärtsbewegung des Dollars spricht auch sein Renditevorteil gegenüber den meisten anderen großen Währungen. Ein US-Investor kann bald 4,5 Prozent Gewinn machen, indem er einfach in Bargeld investiert. Der Dollar hat sich in den vergangenen 18 Monaten zwar gut entwickelt, aber eine Reihe positiver Katalysatoren schwindet. Der Straffungszyklus der Fed befindet sich wohl in seiner Endphase, und wenn die Zinsvolatilität ihren Höhepunkt erreicht hat, kann der Dollar schwächer werden. Kann die Fed die Inflation senken, wird dies zu einem anhaltend schwächeren Dollar führen. Auch eine Erholung der globalen Wachstumsdynamik zusammen mit einer Stabilisierung der Renditen würde den Dollar.

Die Eurozone hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Der Ukraine-Krieg hat die Handelsbedingungen beeinträchtigt, die Budgetlage verschlechtert und Unsicherheiten im Energiebereich geschaffen. Die höheren Energiepreise haben die Leistungsbilanz der Eurozone erheblich verschlechtert. Für eine spürbare Erholung des Euro müssen sich die Faktoren, die ihn 2022 geschwächt haben, umkehren. Energie ist von zentraler Bedeutung; die Energievorräte sind durch den bisher milden Winter weiter hoch, die Gaspreise sind stark gefallen. Hält dies an, verbessern sich die Aussichten für 2023. Alle Anzeichen für ein schnelleres Wachstum im Euroraum wären positiv für den Euro, insbesondere eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu China. Die wirtschaftlichen Faktoren haben sich seit dem Sommer verbessert und bewegen sich im positiven Bereich.

Ein weiteres positives Argument für den Euro sind die erheblichen Kapitalströme seit der Einführung der Negativzinsen im Euroraum. Der Euro kann von im Ausland gehaltenen europäischen Ersparnissen profitieren, wenn diese zurückgeführt werden, um von höheren Renditen zu profitieren. Er wird auch profitieren, wenn es zu einer Umschichtung in zyklische Anlagen kommt.