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Positive Zwischenbilanz von „Mentoring für Migranten”

Von Aylin Gunsam

Politik
Ohne Netzwerk ist es für viele MigrantInnen schwer, in Österreich Arbeit zu finden.
© Bilderbox/Wodicka

Hochqualifizierten Zuwanderern fehlt Netzwerk. | Potenzial wird nicht ausreichend genützt.


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Wien. Gut ausgebildete Mi granten arbeiten in Österreich oft unter ihrer Qualifikation. Ein Grund dafür ist ihr fehlendes berufliches Netzwerk. Das Programm „Mentoring für MigrantInnen” soll hier Abhilfe schaffen. 2008 wurde es von der Wirtschaftskammer Österreich, dem Österreichischen Integrationsfonds und dem Arbeitsmarktservice (AMS) gegründet.

Eine positive Bilanz über den bisherigen Verlauf des Projekts zog am Dienstag AMS-Vorstand Johannes Kopf. Es handle sich bei dem Mentoring um keine Sozialmaßnahme, sondern die Förderung der Potenziale für die heimische Wirtschaft stehe im Vordergrund. 31 Prozent der heimischen Unternehmen hätten Probleme bei der Besetzung von offenen Stellen mit Fachkräften, so WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhäuser. Neben der gezielten Zuwanderung durch die Rot-Weiß-Rot-Karte, die einen Wendepunkt in der Zuwanderungspolitik in Österreich darstelle, gehe es auch darum, das bereits im Inland befindliche Potenzial von Menschen mit Migrationshintergrund besser zu nutzen. Während unter den Österreichern laut Statistik Austria nur 10 Prozent für ihren Job überqualifiziert seien, liege dieser Anteil unter den Ausländern bei 28 Prozent.

500 Migranten haben in den letzten drei Jahren das Mentoring besucht. 40 Prozent davon konnten am österreichischen Arbeitsmarkt bereits Fuß fassen. Im Rahmen des Programms treffen sich hochqualifizierte Migranten sechs Monate lang wöchentlich mit einer ihnen zugeteilten Führungspersönlichkeit eines heimischen Betriebs. Diese lässt ihr berufliche Ratschläge, Unterstützung im Bewerbungsprozess und Hilfestellung bei den Behördengängen zukommen. Das nach dem Vorbild Kanadas eingeführte Modell richtet sich an Migranten, die in Österreich ihren dauerhaften Wohnsitz haben. Die Teilnehmer müssen mindestens Matura vorweisen. Fast alle Mentoren berichten, dass die Teilnehmer über Kenntnisse verfügen, von denen die heimischen Unternehmen profitieren. Darunter fallen zum Beispiel die Mehrsprachigkeit und das internationale Know-how.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner war selbst Mentor. „Die Qualifikationen von Migranten leisten seit Jahrzehnten einen großen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg Österreichs” meint er.

Selektion der Migranten

Die Maßnahme erleichtert den Arbeitsmarktzugang für hochqualifizierte Migranten. Sie erreicht aber nicht Arbeitskräfte mit niedrigerem Potenzial. Die Ausländerarbeitslosenquote betrifft allerdings sowohl die Hochqualifizierten, als auch den durchschnittlichen Arbeiter.

Laut Integrationsfonds können nur ein Drittel der Migranten in Österreich Matura oder einen Hochschulabschluss vorweisen. Zuwanderer sind in Österreich in den höchsten und niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten. Während das Mentoring-Programm Ersteren hilft, biete es für Letzteres noch keine Lösung, so Johannes Kopf.