Volksbank-Rebellen ließen am Montag bei Schelling-Termin Teilnahme an neuem Bankenverbund weiter offen.
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Wien. Ob das Machtwort, das Finanzminister Hans Jörg Schelling am Montag gesprochen hat, fruchten wird, bleibt abzuwarten. Nach wie vor ist unklar, ob die Volksbanken Almtal (Oberösterreich), Osttirol-Westkärnten und Gmünd (Kärnten) von ihrem Rebellentum abrücken und bei den Fusionsauflagen zur Sanierung ihres Sektors mitziehen.
Die Vorstände dieser drei Institute hatten zu Wochenbeginn jedenfalls einen Termin bei Schelling, der sie nach Wien zitiert hatte. Ihnen sollte dabei ein letztes Mal klargemacht werden, dass es für sie nur eine Lösung im Verbund mit den anderen Volksbanken gebe, keine andere sonst. Zumal ein Beharren auf Eigenständigkeit den Ausschluss aus dem Sektor und damit den Verlust der Einlagensicherung sowie in weiterer Konsequenz den Entzug der Bankkonzession und eine Zwangsabwicklung zur Folge hätte.
"Keine Zusagen gemacht"
Wohl mit Nachdruck dürfte Schelling die Volksbank-Rebellen daran erinnert haben, dass auch sie den in Zukunft enger gezogenen Haftungsverbund mittragen und für das künftig neue Spitzeninstitut des Sektors, die Volksbank Wien-Baden, eine Kapitalerhöhung mitfinanzieren müssen.
Zum Mitzahlen sind die Volksbanken in ihrer Gesamtheit aber auch an anderer Stelle gefordert: Der Bund, der im Frühjahr 2012 mit der Rettung des Leitinstituts ÖVAG den Volksbankensektor vor dem Ruin bewahrt hatte, will von seinen Kapitalhilfen auf Sicht zumindest 300 Millionen Euro zurückhaben. In Summe hatte er in die ÖVAG, die Anfang Juli in eine Abbaugesellschaft (ohne Banklizenz) umgewandelt und bis spätestens 2017 abgewickelt werden soll, freilich um rund eine Milliarde Euro mehr gepumpt.
Ob die bisher widerspenstigen Volksbanken nun einlenken oder nicht, ist vorerst offen. "Sie haben keine Zusagen gemacht", hieß es nach ihrem Termin bei Schelling, auch wenn von "konstruktiven Gesprächen" die Rede war.
Die Volksbank Wien-Baden, die an der Sitzung ebenso teilnahm wie die Finanzmarktaufsicht, die Nationalbank und die ÖVAG, bekräftigte unterdessen ihre Einladung an die Rebellen, in den neuen Verbund zu kommen. Sollte die Einladung doch noch angenommen werden, müssten die Genossenschafter der drei Banken entsprechende Beschlüsse fassen. Dafür drängt jetzt die Zeit. Denn in wenigen Wochen geht die Zuständigkeit für die Einlagensicherung von der ÖVAG auf die Volksbank Wien-Baden über.
Teure Konsequenzen bei Nein
Bleiben sie bei ihrem "Njet", müssen die drei Volksbanken in letzter Konsequenz mit einer behördlich verfügten Abwicklung rechnen. Dass die jeweiligen Genossenschafter der Institute dabei ein Vielfaches ihres Anteils herausbekommen und so ein tolles Geschäft machen würden (dem Vernehmen nach sollen sie darauf spekulieren), wird in Finanzkreisen bezweifelt. "Ich kenne keine Abwicklung, die substanzwahrend wäre", so ein Bankenexperte.
Im Fall einer Abwicklung würden die jeweiligen Einlagen einer oder mehreren Banken übertragen. Gleiches würde auch für das Kreditgeschäft gelten. Kreditpakete könnten bei einer Abwicklung allerdings nur mit Abschlag verkauft werden, heißt es in der Finanzbranche.
Wie berichtet, soll der Volksbankensektor unter einem neuen Zentralinstitut neu formiert werden. Geplant ist, die Zahl der regionalen Volksbanken bis 2016 mittels Fusionen von 41 auf 8 zu reduzieren. Damit sollen Synergien gehoben werden, die dem Sektor helfen sollen, seine Erträge deutlich zu steigern und kapitalmarktfähig zu werden. Dass es noch Widerstand gibt, bedeute nicht, dass das Verbundkonstrukt wackle, so die Volksbank Wien-Baden. In den Verträgen mit der Republik ist jedoch vorgesehen, dass hier sämtliche Volksbanken mitziehen.