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Post soll marktfähiger werden

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Bei der österreichischen Post wird kein Stein auf dem anderen bleiben, zumindest, wenn es nach den Vorstellungen des neuen Generaldirektors der Post AG, Anton Wais, geht. Er habe bei seinem | Amtsantritt im Juli dieses Jahres den "Organisationsplan eines Ministeriums" vorgefunden. Dieser sei nicht geeignet, um marktorientiert und kundennah zu agieren, sagte Wais am vergangenen Freitag bei | seinem ersten Pressegespräch im Klub der Wirtschaftspublizisten.


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Nun sollen in Hinblick auf die kommende Deregulierung der Postdienste in der Europäischen Union (EU) Hierarchien abgeflacht und kürzere Entscheidungswege gefunden werden.

Die größte Bewegung spielt sich laut Wais derzeit auf dem Markt der Kurier-, Express- und Paketdienste · kurz "KEP" genannt · ab. Dieser Markt sei schon völlig frei, und angesichts von erwarteten

Wachstumsraten von 15 bis 20% jährlich entsprechend heiß umkämpft. "Wir können der Brückenkopf für Südosteuropa sein", umschreibt Wais das Ziel der Österreichischen Post AG, die sich zu diesem Zweck

mit der DPD (Direct Parcel Distribution), einem der größten Paketdienste weltweit, noch stärker verbünden will. An der DPD hat sich die Post schon vor längerer Zeit gemeinsam mit inländischen

Spediteuren beteiligt. Als nächsten Schritt will die Post nun als "main shareholder" mit einer Beteiligung von 51% an einer "DPD South-East" auftreten, die die Märkte Tschechien, Ungarn,

Slowakei, Slowenien, Kroatien und Bosnien bis hinunter zur Grenze zu Griechenland bearbeiten könnte. Kooperieren will die Österreichischen Post auch mit der französischen La Poste. Die Gespräche

laufen gut.

Neues Konzept für die Postämter

Wais ist verantwortlich für 2.300 Postämter, die laut Umfragen von einem Drittel der Bevölkerung einmal im Monat aufgesucht werden. Ein Viertel kommt sogar einmal die Woche zum Schalter. 85% geben

Briefe oder Pakete auf bzw. holen diese ab, 72% nehmen zudem Finanzdienstleistungen in Anspruch. Dies werde große Auswirkungen auf die Gestaltung der Postämter haben, betonte Wais. Nach

Feststellung des Privatisierungspartners für die Postsparkasse (P.S.K.), an der die Post selbst eine Mindestbeteiligung von 25% anstrebt, werden sich drei bis vier unterschiedliche Betriebstypen

herausbilden. Der Regulator werde festlegen, an welchen Stellen des Landes es wieviele Postämter, Briefkästen etc. geben wird. Neben dem Universaldienst der Post können im Zuge der Liberalisierung

innnerhalb der EU Lizenzen erteilt werden, die für die jeweilige nationale Regierung eine "hervorragende Geldquelle" darstellten, so Wais.

Um kapitalmarktfähig zu werden, fährt die Post ein Sparprogramm, mit dem die Kosten "sehr pauschal gesagt" in den nächsten fünf Jahren um 15 bis 20% gesenkt werden sollen. Um dies zu erreichen, baut

die Post um 3 Mrd. Schilling sechs große "Fabriken", in denen die Brief- und Paketsortierung automatisiert wird. Dies werde auch Auswirkungen auf den Personalstand haben. Das erste dieser Zentren

wird im Jänner in Salzburg-Wals eröffnet. Derzeit beschäftigt die Post inklusive Postbus 36.000 Mitarbeiter.