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Post will Ausbau des Bankgeschäfts forcieren

Von Karl Leban

Wirtschaft

Bilanzsumme nach Übernahme der österreichischen ING-Privatkundensparte nun dreimal so hoch.


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Nach dem Ende der Kooperation mit der Bawag ist die teilstaatliche Post AG seit Anfang April 2020 mit einer eigenen Bank am Markt vertreten. Dieses Geldinstitut firmiert unter dem Namen Bank 99 und ist bisher sehr expansiv unterwegs. Vor wenigen Tagen hat es von den Behörden grünes Licht für die im Sommer paktierte Übernahme der Privaktkundensparte des holländischen Finanzriesen ING in Österreich bekommen. Mit diesem ausschließlich online betriebenen Geschäft ist für die Banktochter der Post ein weiterer, nicht unerheblicher Wachstumsschub verbunden.

Für Post-General Georg Pölzl gilt die nun vollzogene Übernahme als "wichtiger Meilenstein" beim Aufbau der Bank 99, die zu 80 Prozent der Post und zu 20 Prozent der Finanzgruppe der Grazer Wechselseitigen gehört. So hat sich die Bilanzsumme auf über 2,5 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und der Kundenstock auf gut 200.000 verdoppelt. Deutlich vergrößert - von 90 auf 320 - hat sich auch die Zahl der Beschäftigten.

Apple Pay für die neuen Kunden

In den kommenden Monaten wird die Bank 99 allerdings eine Großbaustelle sein. "Wir wollen das Beste aus beiden Welten auf die Straße bringen", so Pölzl am Donnerstag. Vorerst sollen die übernommenen ING-Kunden und die Kunden der Bank 99 noch separat geführt werden, was auch für die jeweiligen Produkte gilt. Bis Mitte 2022 soll aber ein einheitliches IT-System in Betrieb sein, wobei die bessere Technologie der ING zum Einsatz kommen soll. Ab diesem Zeitpunkt will die Bank 99 alle verfügbaren Produkte auch allen Kunden anbieten können.

Die neu dazugewonnenen ING-Kunden will Vorstand Florian Dangl mit einer Kombination aus Digitalbank und der Möglichkeit einer persönlichen Betreuung über das breite, aus insgesamt knapp 1.800 Geschäftsstellen bestehende Post-Filialnetz bei der Stange halten. Für sie soll es daneben auch zusätzliche Features wie Apple Pay und eine Debit-Mastercard geben.

Produktpalette wird erweitert

Die Expansion der Bank 99 soll indes weiter vorangetrieben werden. Dabei helfen soll vor allem der Ausbau des Produktportfolios. Schon ab dem Frühjahr 2022 will die Post über ihre Tochter mit neuen Finanzprodukten Punkte sammeln - etwa auch im Bereich Wertpapiere (als Alternative zum derzeit unrentablen Sparbuch). Hier sei beispielsweise in Form von Fonds ein Einstiegsprodukt für Kunden geplant, die mit dem Kapitalmarkt noch wenig vertraut seien, so Dangl. In weiterer Folge sei dann - mit Blick auf einzelne Aktien, Anleihen und Rohstoffe - das Angebot von Online-Brokerdienstleistungen angedacht. "Das steht bei uns hoch im Kurs, das wünschen wir uns im nächsten Jahr", sagt Dangl.

Geld ist an die ING bei der Abgabe ihres österreichischen Privatkundengeschäfts keines geflossen. Einen Verkaufspreis im herkömmlichen Sinn gibt es nicht - wohl deshalb, weil diese Sparte für den niederländischen Konzern defizitär war (daher auch sein Entschluss, sie loszuschlagen).

Break-even für 2023 geplant

Für die Post bedeutet das jedoch nicht, dass sie die ING-Kunden gratis bekommen hat. Wie Pölzl betont, hat sich die Post verpflichten müssen, ihrer Banktochter 92 Millionen Euro frisches Kapital zuzuführen - zur Absicherung von Kreditrisiken und zukünftigem Wachstums. Für die selbst noch rote Zahlen schreibende Bank 99 rechnet der Post-Chef für 2023 mit einem ausgeglichenen Ergebnis.