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Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Für Sprachwissenschafter der Uni Graz ist es schon so gut wie abgeschlossen - sie haben wieder eine Liste der möglichen Wörter des Jahres erstellt. Gekürt werden sollen nach einer öffentlichen Abstimmung auf www.oewort.at jene Begriffe und Phrasen, die 2016 in Österreich von besonderer Bedeutung waren und sind.
Die Liste für das Wort des Jahres ist recht monothematisch: Bundespräsidentenstichwahlverschiebung ist ebenso dabei wie arschknapp, Bundesheinzi und Klebergate. Hautevoletarier sticht etwas heraus zwischen Schutzsuchenden, Mindestsicherung und Deradikalisierung. Die möglichen Unworte sind reicher an Assoziationen: Narrensaum hat hier ebenso Chancen wie Brutpflegetrieb, Hassposting, Leitkultur, Öxit oder postfaktisch.
Rätselhaft bleibt auch 2016 die Liste der Jugendworte. Dialektkundige haben zu voi und ranzig ihre Assoziationen, dass der Tintling ein Tätowierter ist und sich hinter Gadse die gemeine Katze versteckt, überrascht kaum. Bei Darth vadern wird es schwieriger. Dahinter versteckt sich ein älterer Mensch (Vater/Mutter), der versucht, gegenüber einem jüngeren Menschen (Sohn/Tochter) eine erzieherische Maßnahme auszuüben, sprich etwas anschafft. Dabing ist ein neuer Tanz, bei dem das Gesicht im Ellbogen vergraben wird. Mit dem letzten Kandidaten können in anderer Schreibweise aktuell viele etwas anfangen: "Was ist das für 1 Life?"
Bei den Sprüchen schließt sich der thematische Kreis. Weg von jugendlich wilder Sprach-Poesie, zurück zur ernüchternden Erwachsenenrealität: "Der Kleber kommt aus Deutschland!"