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Postler als begehrte Hilfskräfte

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

"Win-win-Situation" - Innenministerium zieht nach vier Jahren eine positive Bilanz.


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Wien. Die Geschichte jenes Postlers, der sich zur Polizei versetzen ließ und sich am ersten Tag in der ersten Pause gleich einmal acht weiße Spritzer in einem nahegelegenen Lokal gönnte, ist legendär. Er wurde gleich wieder nach Hause geschickt. Für knapp 700 andere Postbeamte, für die es bei ihrem früheren Arbeitgeber keine Beschäftigung mehr gab, eröffnete sich bei Polizei, Finanz oder einer anderen staatlichen Einrichtung hingegen eine neue berufliche Perspektive.

Polizei, Justiz, Finanz, Infrastruktur und Soziales

Seit Herbst 2009 können nicht mehr benötigte Post- und Telekombeamte auf freiwilliger Basis in andere Ministerien wechseln. Davon haben laut Zahlen des Beamtenministeriums bis März 2013 675 Personen Gebrauch gemacht. Der Großteil (408) kam bei der Polizei als administrative Unterstützung der Exekutive unter, 201 im Finanzministerium, im Justizressort helfen 34 bei der Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftskriminalität mit, im Infrastrukturministerium arbeiten nun 15 ehemalige Post- und Telekombeamte bei den Fernmeldebehörden und im Fernmeldebüro, in der Arbeitsinspektion (Sozialministerium) kamen 17 Personen unter.

Doch bei diesen soll es nicht bleiben. Bereits fix ist, dass weitere 190 Personen in der Polizei und ab 1. Jänner im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl eingesetzt werden sollen, der Finanz sind 100 zusätzliche Postler zugesagt, 60 den übrigen Ministerien. Und 150 nicht mehr benötigte Postmitarbeiter sollen ab Herbst oder ab Beginn nächsten Jahres als administrative Hilfskräfte - nicht als Pädagogen - in Schulen aushelfen.

Eingesetzt werden sollen sie laut Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek "in Sekretariaten, als Schulwart oder im EDV-Bereich". Mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied sei schon alles vereinbart.

Die Lehrergewerkschaft ist äußerst skeptisch. 150 Postler als Unterstützung seien höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein, vor allem angesichts 6000 Schulstandorten und benötigten 13.500 Hilfskräften. Was das fehlende Unterstützungspersonal angeht, findet Heinisch-Hosek: "Mit 2000 käme man gut aus."

Innenministerium:"Das System hat sich bewährt"

Während die Lehrer noch zweifeln, ist man im Innenministerium sehr froh über die neuen Mitarbeiter. "Mit denen, die da sind, ist man zufrieden", sagt Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck zur "Wiener Zeitung", "das System hat sich durchaus bewährt".

Das war aber nicht immer so, räumt Grundböck ein. "Anfangs hatten viele Bewerber Phantasievorstellungen. Sie dachten, sie werden jetzt in einem Tag vom Postler zum Polizisten." Die Folge war, dass in den ersten anderthalb Jahren von 760 Bewerbern nur 275 tatsächlich übernommen wurden. Mehr als die Hälfte der Bewerber scheiterte allerdings schon am Aufnahmetest. Dieser besteht aus einem EDV-Test, in dem etwa ein Text in Word verfasst oder eine E-Mail gesendet werden muss, einem Test in Rechtschreibung und einem abschließenden Gespräch.

Heute liege die Durchfallquote deutlich niedriger, denn "wer sich jetzt bewirbt, weiß, was auf ihn zukommt", sagt Grundböck. Das betrifft nicht nur den Aufnahmetest, sondern auch die Arbeit.

Eingesetzt werden die ehemaligen Postler bei der Polizei in Absprache mit der jeweiligen Dienststellenleitung in der "internen Administration", etwa in der Protokollverwaltung. "Was einer konkret macht, ist von seinen Neigungen und Fähigkeiten abhängig." Die Aufnahmetests dienten auch dazu, letztere festzustellen, so Grundböck. Hat ein Bewerber etwa Excel-Kenntnisse, kann er auch in der Abrechnung eingesetzt werden.

Sogar echter Polizeidienst theoretisch möglich

Bis Jahresende wird die Polizei von knapp 600 ehemaligen Post- und Telekombeamten unterstützt. Bis zu 1000 könnten es laut Innenministerium insgesamt werden. Grundböck spricht von einer "Win-win-Situation", in der beide Seiten profitieren: Die Polizei wird merklich entlastet und für die Beamten, die bei der Post nicht mehr benötigt werden, tun sich neue Perspektiven auf.

Zwar werden die ehemaligen Postmitarbeiter nicht von einem auf den anderen Tag Polizisten - aber auch dieser Weg steht mittlerweile offen. Mit 1. Jänner 2012 fiel nämlich die Altersobergrenze von 30 Jahren für die Aufnahme in den Exekutivdienst weg. Damit können auch ehemalige Postbeamte zu Polizisten werden - sofern sie natürlich das Auswahlverfahren und die zweijährige Ausbildung durchlaufen.