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Budapest und Prag holen in puncto Standortqualität für Unternehmenszentralen gegenüber Wien stark auf. Ein Indikator ist die Entwicklung der Immobilienmärkte. In den vergangenen Jahren kam es in den Nachbarstädten, v. a. Budapest, zu einem ungesunden Anstieg der Büro- und Wohnungsmieten, zeigt eine Studie von Pricewaterhouse Coopers (PWC).
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Die Wirtschaftslage der Beitrittsländer verbessert sich. Die Arbeitslosigkeit in Prag und Budapest liegt mit 4% sogar deutlich unter jener Wiens (7%). Das Wachstumspotenzial ist in den beiden Nachbarstädten mit 2 bis 3% höher als das österreichische mit 1%. Diese Umstände gepaart mit hohen Renditen im Immobilienbereich machen die Beitrittsländer für Investoren zu interessanten Märkten, auch wenn die Renditen der Nachbarn von derzeit 9% mittlerweile wieder im Sinken sind.
Viele Immobilieninvestoren und -entwickler sind Kunden von PWC. Sie wollen über die Marktsituation in den Beitrittsländern unterrichtet sein. Als Service hat PWC die Städte Wien, Budapest und Prag einem Vergleich unterzogen. Als Grundlage dienten die Büromarktberichte der diversen Immobilienkonzerne. Mit dem Fazit: Wien liegt noch immer vorne. Es punktet mit den niedrigen Mietpreisen des Ostens und der hohen Lebensqualität des Westens. Doch die anderen beiden Städte holen merklich auf und werden für Investoren immer attraktiver.
Die Leerstandsquote ist in Budapest mit 18% besonders hoch, auch im Vergleich mit Warschau (16%) und Bratislava (14%). Prag folgt mit mehr als 10%. Die Quote Wiens ist mit 6% relativ gering, wenn sie auch in den letzten Jahren merklich angestiegen ist. Die Spitzenmieten sind in Wien, Prag und Budapest auf gleichem Niveau und machen im Schnitt 20 Euro pro m² aus. Die Durchschnittsbüromiete in Wien beträgt 11 Euro pro m².
Laut PWC-Beraterin Karoline Simonitsch gewinnen die weichen Standortfaktoren wie Kultur und Freizeitangebot an Bedeutung. Auch die Infrastruktur sowie die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln spielt für die Standortentscheidung eine wesentliche Rolle.
Was für Immobilienentwickler und -fonds auch großen Ausschlag zur Kaufentscheidung gibt: Welche Möglichkeiten gibt es für die Weiternutzung des Gebäudes. Darauf sollten Stadtplaner Rücksicht nehmen, sobald sie der Widmung zustimmen. Denn leerstehende Kinosäle wie es sie derzeit zu Hauf in Wien gibt, die aber nur mit großem Aufwand und Kosten umzubauen sind, sind völlig unattraktiv - quasi Stranded Investments.
Europolis, die Immobilientochter der Investkredit, hat bei ihren Einkaufstouren vor allem die Erweiterungsländer im Visier: Liegenschaften in Prag, Budapest, Warschau und Bukarest zählen zu den Prioritäten des Portfolios. Die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) mit Sitz in London hat sich mit 35% an der Europolis Invest-Gruppe, die sich auch als Immobilienentwickler betätigt, beteiligt. Damit bietet sich die Möglichkeit, die Investitionen von derzeit rund 250 Mill. Euro im Zeitraum von fünf Jahren erheblich auf rund 1 Mrd. Euro auszuweiten. Der Immobilienbesitz macht in den Erweiterungshauptstädten, führend sind Prag und Warschau, 180.990 m² aus. In der Halbjahres-Bilanz 2003 wird er mit 386 Mill. Euro bewertet. Im Vorjahr kaufte Europolis zwei Einkaufszentren. Per Ende 2003 lag die Immobilienfinanzierung bei 603 Mill. Euro.