Slowakei und Tschechien wollen Bahnfrachtbeförderer verschmelzen. | Wäre die Nummer zwei in Europa. | Budapest. In Prag und Pressburg entsteht ein neuer Riese unter den Bahnfrachtbeförderern. Tschechiens Premier Mirek Topolánek und sein slowakischer Amtskollege Robert Fico hätten sich auf die Verschmelzung der tschechischen Ceské dráhy Cargo (CD Cargo) und der Zeleznicná spolocnost´ Cargo Slovakia (ZSSK Cargo) verständigt, berichtet das slowakische Wirtschaftsblatt "Hospodárske noviny". Am Unternehmen sollen beide Länder zu 50 Prozent beteiligt werden.
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Schon seit Herbst hatten die Regierungen über einen Zusammenschluss der staatlichen Cargo-Unternehmen verhandelt. Sie reagieren damit auf die zunehmende Konzentration im europäischen Bahnfrachtverkehr, konkret den Erwerb der ungarischen MÁV Cargo durch die österreichische Rail Cargo Austria, die ihr Geschäft noch weiter in Richtung Osteuropa ausdehnen will.
Bisher hatten sich beide Seiten jedoch nicht über die Machtverhältnisse einigen können. Der Vorschlag aus Prag lautete, die Tschechen sollten zu 57, die Slowaken nur zu 43 Prozent beteiligt werden, zumal das slowakische Unternehmen kleiner sei. Nach Berechnungen des Prager Verkehrsministeriums sind die Aktiva der CD Cargo mit umgerechnet 330 Mio. Euro zu bewerten, die der ZSSK Cargo nur mit knapp 250 Mio. Euro.
Hinter deutscher Railion
Für den Sinneswandel in Prag könnte es mehrere Gründe geben. Die Holding wäre die Nummer zwei unter Europas Bahnfrachtunternehmen. Bisher liegt die Deutsche Bahn-Tochter Railion an der Spitze vor der polnischen Polskie Koleje Panstwowe (PKP) Cargo und der Rail Cargo Austria, danach folgt die CD vor der ZSSK Cargo. Die Tschechen könnten sich mit der Aussicht auf die stärkere Marktposition zufrieden geben. Möglich auch, dass sie andere Vorteile einfordern, etwa bei der Ansiedlung tschechischer Investoren in der Slowakei.
Es ist bekannt, dass die Topolánek-Regierung zumindest für eine Teilprivatisierung der CD Cargo plädiert. Die Slowaken hingegen wollen ZSSK Cargo im Staatseigentum belassen und würden einer Verschmelzung wohl nicht zustimmen, wenn die Holding nicht zumindest zur Hälfte in staatlichen Händen wäre.