Kurde wurde Opfer eines weitläufigen Komplottes. | Prag. Irgendetwas muss Yekta Uzunoglu falsch gemacht haben: Seit fast 13 Jahren kämpft der Kurde darum, dass seine Schuldlosigkeit anerkannt wird. Immer wieder widerlegt er die abstruse Konstruktion der Intrige, die gegen ihn gesponnen wurde. Hat ein Alibi und Zeugen, die dies bestätigen. Dennoch wurde er Ende März schuldig gesprochen und zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
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Uzunoglu, so urteilte das Prager Gericht, habe im September 1994 drei Menschen gefoltert. Doch nicht nur zwölf unabhängige Zeugenaussagen bestätigen Uzunoglus Alibi. Selbst die angeblichen Opfer haben erklärt, sie seien niemals gefoltert worden.
Der Foltervorwurf ist der einzige aus einem ganzen Katalog von Beschuldigungen, den die Staatsanwaltschaft sich nicht nehmen ließ. Als der Mediziner, der an der Gründung der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" beteiligt war, im September 1994 von einer Spezialeinheit der tschechischen Polizei verhaftet wurde, sah es hoffnungslos für ihn aus: Entführung, drei Mordversuche, Betrug, Raub und illegaler Waffenbesitz wurden ihm angehängt. Zudem sei "etwas wie Semtex" in seiner Wohnung gefunden worden, gab der ermittelnde Beamte damals zu Protokoll. Sämtliche Verdachtsmomente zerfielen schneller als ein Kartenhaus in einer Windböe. Die Tatsache, dass die Anklage wegen Folter weiter aufrechterhalten wurde, ist ein Armutszeugnis für die tschechische Justiz, das die Theorie eines Komplotts gegen Uzunoglu nährt. Denn nicht nur haben die angeblichen Opfer mehrmals erklärt, sie seien nicht gefoltert worden, sie wurden niemals auf Foltermerkmale hin untersucht. Zwar hat ein Gerichtsmediziner Verletzungen gesehen, aber nur anhand von Fotos, von denen nicht klar ist, woher sie stammen. Trotzdem blieb Uzunoglu zweieinhalb Jahre in Untersuchungshaft.
Mächtige Feinde
Dass Uzunoglu Opfer eines weitläufigen Komplotts geworden ist, bezweifelt heute kaum jemand. Eine Theorie besagt, Uzunoglu habe sich mit den Spitzen der ehemaligen KP-Nomenklatura angelegt. Anfang der 90er Jahre vertrat er die Firma koda-Praha bei einem versuchten Einstieg auf den türkischen Energiemarkt. Damit fing er an, in Gewässern zu fischen, die die einstige kommunistische Elite des Landes für sich gepachtet hatte. Gemunkelt wird, dass der Chef der Konkurrenzfirma, kodaexport, der ehemalige Aussenminister der CSSR Jaromir Johannes, Uzunoglu loswerden wollte, um selbst den lukrativen Vertrag in Millionenhöhe abzuschließen.