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Sexismusbeirat soll das Frauenbild in der Werbung überwachen. | Mindestalter für Schönheits-OPs. | "Wiener Zeitung": Seit mehr als zehn Jahren wird darüber geredet. Wann gibt es das neue einheitliche Beamtendienstrecht?
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Gabriele Heinisch-Hosek: Das ist keine unendliche Geschichte wie es vielleicht scheinen könnte. Aber ein einheitliches Dienstrecht muss mit einer Besoldungsreform Hand in Hand gehen. Wenn man aber höhere Einstiegsgehälter will und um die angespannte finanzielle Situation weiß - jeder Euro, der frei wird, muss für Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht oder betroffen sind, eingesetzt werden - muss man noch zuwarten.
Das betrifft auch die Lehrer, diese befürchten, dass zu wenig Geld da ist, um ein neues Dienstrecht zu gestalten.
Auch bei den Lehrern ist ein höheres Eingangsgehalt mit einer flacheren Anstiegskurve vorgesehen. Das wieder steht in engem Zusammenhang mit der gemeinsamen Ausbildung, die in Arbeit ist.
Seit geraumer Zeit wird überlegt, ob öffentlich Bedienstete in einem Vertrag nach öffentlichem oder privatem Recht stehen sollen. Welche Berufsgruppen müssen in Hoheitsverwaltung bleiben?
Wir haben derzeit zwei Drittel Beamte und ein Drittel Vertragsbedienstete. In welche Richtung es gehen wird, muss mit der GÖD noch intensiv diskutiert werden. Ich bin der Meinung, dass für einige wenige Bereiche wie etwa Richter, Staatsanwälte und Polizisten die Pragmatisierung unabdingbar ist.
Es ist ja nur wenig aus dem neuen Stellenplan des Bundes bekannt. Ein Detail zeigt eine Verschiebung von Dienststellen der Justiz zur Exekutive.
Ich weiß nicht, ob die beiden Ressorts das miteinander vereinbart haben. Ich habe alle Personalpläne innerhalb der Budgets nacheinander verhandelt und kann dazu nur sagen, es werden in jedem Ressort Planstellen eingespart, außer die genannten 1000 Ausbildungsplätze mehr für die Polizei und im Bildungsbereich. Es wird jeder Lehrer, der in Pension geht, nachbesetzt. In jedem anderen Ressort wird fast jede zweite Planstelle nicht nachbesetzt. Seit 2000 wurden dadurch bereits 10.000 öffentlich Bedienstete eingespart. Durch den Ausbau von IT und Best-practice-Modelle kann man auch mit weniger Personal die Qualität halten, wie einige Verwaltungsbehörden zeigen.
Wie lautet die konkrete Zahl der Personaleinsparungen?
Es ist vereinbart, die Zahlen vor der Budgetrede nicht bekannt zu geben.
Rechtzeitig vor dem Internationalen Frauentag wurde Österreich wieder bestätigt, dass es europaweit an vorletzter Stelle bei der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen liegt. Müssen bei der Frauenministerin da nicht die Alarmglocken läuten? Woran liegt das?
Die Alarmglocken läuten auch. Die Anzahl der Frauen in Führungspositionen ist gesunken, die Zahl der Frauen in Teilzeit steigt. Teilzeit ist schlecht bezahlt, es gibt nur wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Wir arbeiten daran, qualitätsvollere Teilzeitarbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig müssen Frauen die Chance haben, Vollzeit arbeiten zu gehen. Dazu braucht es den Ausbau der Kinderbetreuung. Aber 12 bis 15 Prozent der Einkommensunterschiede bestehen einfach deshalb, weil eine Frau eine Frau ist.
Trifft da die Gewerkschaft eine Mitschuld?
Die Kollektivverträge sind ja geschlechtsneutral. Es geht vielmehr um die Gläserne Decke. Ich bin dafür, dass nach schwedischem Vorbild betriebsintern geschlechtsspezifische Gehaltsveröffentlichungen stattfinden. Dadurch wird die Diskriminierung öffentlich. Frauen verdienen oft beim Einstieg schon um 18 Prozent weniger als Männer. Ich schlage hier Frauenförderpläne vor. Damit können flexible Arbeitszeiten, Telearbeit, Weiterbildung während der Arbeitszeit vereinbart werden.
Was haben Betriebe von Frauenförderplänen?
Sie können das Know-how der Frauen besser nützen und leistungsorientierte und zufriedene Mitarbeiterinnen an den Betrieb binden.
Schon vor 20 Jahren hat Frauenministerin Johanna Dohnal abwechselnd für mehr Kinderbetreuungsplätze und Mädchen in technischen Berufen geworben. Der Eindruck besteht, dass sich seither wenig bewegt hat.
Es geht sehr langsam. Leider wählen Mädchen noch immer am häufigsten fünf von 270 Lehrberufen. Ich habe diesbezüglich schon Gespräche mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied geführt. Sie will die Berufsorientierung in der Schule neu aufstellen. Schnuppern in Betrieben ist zu wenig, Mädchen brauchen Vorbilder.
Was wollen Sie als Frauenministerin bewegen, haben Sie eine Vision?
Mir gehen die Rollenklischees schon lange auf die Nerven. Da muss sich etwas bewegen. Durch das einkommensabhängige Kindergeld hoffe ich, dass zumindest zehn Prozent der Väter in Karenz gehen. Ich wünsche mir mehr Betreuung für Kinder ab drei Jahren. Außerdem habe ich den Sexismusbeirat neu konstituiert. Dieser soll den Werberat ergänzen. Ich spüre nämlich einen gewissen Rückschritt bei jungen Frauen. Das Bild der Frau, wie es von der Werbung gezeichnet wird, darf so nicht hingenommen werden. Außerdem muss man überlegen, ein Mindestalter für Schönheits-Chirurgie einzuführen. Wir leben in einer Geschlechterhierarchie und ich möchte zu einer Geschlechterdemokratie kommen. Frauenpolitik ist nicht Politik von Frauen, mit Frauen und für Frauen, sondern es braucht auch die Männer als Partner. Die gilt es, zu gewinnen.