Anchorage Capital Europe schießt 85 Millionen ein - gegen Optionsanleihe.
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Hamburg/Wien. Der börsennotierten deutschen Baumarktkette Praktiker (440 Filialen, 3,4 Milliarden Euro Umsatz), bei der die österreichische Fondsmanagerin Isabella de Krassny mitmischt, steht eine Kurswende bevor. In der Hauptversammlung am 4. Juli muss eine 24 Seiten lange Tagesordnung abgearbeitet werden.
Grundlage ist ein Sanierungskonzept des Strategieberaters Roland Berger, das vorsieht, von den 234 deutschen Praktiker-Standorten rund 125 unter der Marke Max Bahr fortzuführen, die derzeit 78 Märkte mit Schwerpunkt Beratung betreibt. "Max Bahr ist eine Stütze des Konzerns und hat in den vergangenen Jahren solide Gewinne erzielt", betont Praktiker-Vorstandschef Kay Hafner. Der Finanzinvestor Anchorage Capital Europe LLP hat "ein Term Sheet für eine finanzielle Sanierung der Praktiker AG vorgelegt". Anchorage stellt ein vorrangig besichertes Darlehen ("Super Senior Loan") von 85 Millionen Euro zur Verfügung, eine Barkapitalerhöhung soll weitere 57 Millionen Euro einspielen. Zugleich wird an Anchorage eine Optionsanleihe ausgegeben, die eine Beteiligung am Praktiker-Grundkapital in Höhe von 15 Prozent ermöglicht. "Die Ausgabe der Optionsanleihe ist Voraussetzung für die Gewährung des Darlehens, ohne das Praktiker wirtschaftlich nicht überlebensfähig wäre", heißt es in der Tagesordnung. "Da nur das von Anchorage vorgelegte Sanierungskonzept die zwingend erforderliche Finanzierungssicherheit geboten hat, bestand auch nicht die Möglichkeit, ein Alternativkonzept ohne Ausschluss der Bezugsrechte der Aktionäre zu verfolgen." Es sei beabsichtigt, die Optionsrechte, sprich die Bezugsrechte auf Aktien, gesondert von der Optionsanleihe an der Frankfurter Börse notieren zu lassen.
Unrentable Filialen sollen zum Ende der Mietvertragslaufzeit geschlossen werden, was laut Hafner den Liquiditätsbedarf und das Finanzierungsvolumen der Restrukturierung auf rund 235 Millionen Euro verringert. Rund 70 Prozent der Praktiker-Aktien sind in Streubesitz, 10 Prozent hält die Maseltov Ltd aus Zypern, für die de Krassny spricht, 5 Prozent halten Fonds der Wiener Privatbank Semper Constantia, bei der de Krassny Fondsmanagerin ist.