215 Millionen Euro für Sanierung - Konflikt mit Aktionären aus Österreich.
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Wien/Hamburg. Die angeschlagene börsennotierte Heimwerkerkette Praktiker (20.000 Mitarbeiter, 3,183 Milliarden Umsatz, 554,7 Millionen Euro Verlust) bekommt wieder etwas Luft. In der turbulenten Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch, bei der die Aktionärsgruppe um die österreichische Fondsmanagerin Isabella de Krassny (Maseltov/Constantia Fonds) den Praktiker-Vorstand ablösen wollte, wurde die Revolte am Ende abgewehrt - zumindest vorerst. Als Gegengeschäft für die Zustimmung zum umstrittenen Sanierungsplan wird das "Österreich-Konsortium" zwei Sitze im Aufsichtsrat erhalten. Diese Bestellung muss aber auf dem Gerichtsweg erfolgen. Denn: Mit einem diesbezüglichen Ergänzungsantrag bzw. einer einstweiligen Anordnung zwecks Ab- und Neuwahl des Aufsichtsrats war die Maseltov Ltd. Anfang Juni formalrechtlich abgeblitzt.
Fazit des Kompromisses: Die Heimwerkerkette erhält nun vom Investor Anchorage einen 85-Millionen-Euro-Kredit zu einem Zinssatz Euribor plus zehn Prozentpunkte plus fünf Prozent und 66 Monate Laufzeit. Dafür verpfändet die Praktiker-Gruppe ihr Haupt-Asset: die zweite, gut verdienende Marke Max Bahr mit 78 Märkten an Anchorage. Rund 120 Praktiker-Märkte sollen künftig in Max Bahr unbenannt werden.
Dazu kommt noch eine Kapitalerhöhung von 60 Millionen Euro. Zugleich erhält der Finanzier eine Option auf 15 Prozent des Grundkapitals. Der Gesamtnennbetrag dieser Optionsanleihe beträgt 580 Millionen Euro und berechtigt zum Bezug von 5,8 Millionen Aktien.
Weitere 30 Millionen Euro sollen durch Verkäufe erlöst und 40 Millionen Euro über Kredite in die Kasse fließen. Unter dem Strich stehen Praktiker für die Restrukturierung 215 Millionen Euro zur Verfügung. Die Aktie, die vor einem Jahr mit vier Euro notierte, lag am Donnerstagnachmittag bei 1,36 Euro - Tendenz steigend.