Jährlich werden 240 Millionen Tonnen Plastik produziert. | Wien. Abseits jeglicher "Jute statt Plastik"-Nostalgie zeigt Werner Bootes Film "Plastic-Planet", dass Kunststoffe heute allgegenwärtig sind. Und dass die Produktion von jährlich 240 Millionen Tonnen Plastik für Mensch und Umwelt unerwünschte Nebenwirkungen hat.
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Damit aus Erdöl PET, PVC, PC (Polycarbonat) etc. wird, sind viele Produktionsschritte und meist mehrere Chemikalien nötig. Durch Reibung, Hitze, Säure etc. können sich diese aus dem Plastik lösen und in menschliche Organismen gelangen. Manche Substanzen wie Phthalate (Weichmacher) oder der Polycarbonat-Bestandteil Bisphenol A (BPA) wirken auf das Hormonsystem und werden unter anderem mit dem Anstieg von Brust- und Prostatakrebs, männlicher Unfruchtbarkeit oder (kindlichem) Diabetes in Zusammenhang gebracht.
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter: "Die einzelne Belastung ist in der Regel kein Drama, und niemand wird davon gleich umfallen. Aber da wir alle täglich mit jeder Menge unterschiedlichster Kunststoffe bzw. Chemikalien Kontakt haben, summiert sich das mit der Zeit. Diese Gefahr wurde in den vergangenen Jahren unterschätzt." - Im Rahmen des EU-Programms Esbio wird daher jetzt auch Österreichs Bevölkerung auf die Belastung mit 148 Chemikalien untersucht.
Was kann man tun?
* Sparen klingt altmodisch, ist aber sinnvoll: Obst und Gemüse müssen nicht in Plastik gehüllt sein. Und man kann Sackerln mehrmals verwenden.
* Reparieren statt kaufen spart Ressourcen: www.repanet.at. Die Umweltberatung verleiht ein Siegel für langlebige Geräte: www.umweltberatung.at
* Getränkemärkte und Bioläden bieten meist eine größere Auswahl an Mehrwegflaschen als Supermärkte.
* Deutlich wahrnehmbarer Geruch an Kunststoffen ist ein Hinweis darauf, dass eine Chemikalie ausgast.
* Je mehr ein Kunststoff punkto Farbe, Elastizität etc. leistet, desto mehr Zusatzstoffe enthält er.
* Beim Erwärmen in der Mikrowelle oder zum Aufbewahren Gefäße aus Glas oder Porzellan verwenden.
Gezielt einen Kunststoff(bestandteil) zu vermeiden ist so gut wie unmöglich. Aus Polycarbonat zum Beispiel sind nicht nur CD-Hüllen, sondern auch Innenbeschichtungen von Dosen und Tetrapacks. Phthalate kommen in Kosmetika, Klebern, PVC-Produkten etc. vor, nur für Lebensmittelverpackungen sind sie fast ausnahmslos verboten.
Alternativen zum üblichen Plastik mit einer Verfallszeit von 500 Jahren gibt es, das Angebot ist freilich verwirrend. Biologisch abbaubar heißt nicht unbedingt bio, dabei kann es sich auch um ein Erdölprodukt handeln. Werkstoffe auf pflanzlicher Basis (Maisstärke, Zellulose etc.) sind nicht immer kompostierbar. Derzeit beträgt der Marktanteil an Bio-Kunststoffen knapp ein Prozent. Ein forcierter Ausbau würde auch die unerwünschten Nebeneffekte von Monokulturen (und Gentechnik) mit sich bringen.
Gütezeichen beachten
Außerdem sind selbst diese Werkstoffe nicht immer frei von gefährlichen Additiven. Wer sicher sein will, sollte beim Einkauf bestimmten Gütezeichen vertrauen. Im Folder "Ausgezeichnet Leben" listet das Lebensministerium entsprechende Produkte und Services auf.