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Bundesdenkmalamt: Mit Barbara Neubauer erstmals Frau als oberste Hüterin. | Will Image korrigieren - Augarten könnte neu aufgerollt werden. | Wien. Erstmals seit Bestehen des Bundesdenkmalamtes im Jahr 1923 wird eine Frau an der Spitze dieser Institution stehen: Barbara Neubauer, bisherige Landeskonservatorin von Wien, übernimmt ab sofort das prestigeträchtige Amt. Der Vertrag des seit 1998 amtierenden Präsidenten Wilhelm Georg Rizzi wurde, wie berichtet, im Vorjahr nicht verlängert. Laut Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat sich die Bestellungskommission einstimmig für Neubauer ausgesprochen.
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"In den vergangenen Jahren hat sie im Rahmen ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit in Wien bewiesen, dass sie stets für eine Objektivierung der Arbeitsschritte und Transparenz der Entscheidungen steht", erklärte Schmied in einer Aussendung. Tatsächlich hat die 52-jährige gebürtige Köflacherin in den vergangenen Jahren in Wien ihr Profil geschärft - und ist teils vehement für den Erhalt von Denkmälern und den Schutz des Stadtbildes aufgetreten. Etwa in der Causa Sofiensäle, wo sie sich jahrelang gegen jegliche Abrissansuchen stemmte; auch bei etlichen Dachbodenausbauten wehrte sie sich gegen die allzu üppigen Wünsche der Immobilien-Firmen. Oft freilich musste sie tatenlos zusehen, wie schutzwürdige Objekte abgerissen oder groß umgebaut wurden, weil sie nicht eingebunden wurde (und aus rechtlichen Gründen auch nicht eingebunden werden musste).
Diesen Punkt nennt sie auch als vorrangig, was ihre Forderung nach einer Gesetzesänderung betrifft: "Wichtig wäre, dass wir mehr Mitspracherechte bekommen, wenn es um das engere Umfeld eines Denkmals geht. Dass auch wir dafür sorgen können, dass ein Denkmal nicht bedrängt und entwertet wird", sagt sie im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In Wien ist für den Ensembleschutz allein die MA19 zuständig, die von Neubauer oft für ihre Denkmal-feindlichen Entscheidungen kritisiert wurde. Neubauer will ihr Amt jedenfalls völlig unpolitisch anlegen: "Wir brauchen objektive Entscheidungskriterien, die transparent und verständlich sind. Ich will eine völlig unabhängige Behörde, die seriös agiert."
Beirat für Augarten?
In diesem Zusammenhang stellt sie auch in Aussicht, dass die Causa Augarten neu aufgerollt wird - und der von Vorgänger Rizzi eingefädelte Abriss für den Sängerknaben-Saal rückgängig gemacht wird. "Wir werden dort den seriösen Weg gehen. Es ist möglich, dass der Denkmalbeirat doch noch befasst wird. Wir entscheiden in den nächsten zwei Wochen, ob noch externe Hilfe eingeholt wird", kündigt sie an.
Insgesamt will sie das Bundesdenkmalamt öffnen, aufwerten und vom Negativimage wegbringen: "Wir wollen ein Kompetenzzentrum für kulturelles Erbe werden. Wir wollen diejenigen sein, die Hilfestellung leisten - und nicht diejenigen, die alles verhindern."