Verkehrsknotenpunkt wurde zu neuem Obdachlosen-Treffpunkt.
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Wien. Dem Bezirksvorsteher für den 2. Bezirk, Karlheinz Hora, ist die Obdachlosen- und Drogenszene am Praterstern ein Dorn im Auge. Viele Passanten würden sich durch die Anwesenheit dieser Menschen - vor allem vor dem Bahnhof - gestört fühlen, erklärte er in einem Interview mit der "Wiener Zeitung".
Es seien bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt worden. Vier bis sechs Sozialarbeiter sind demnach täglich auf dem Bahnhof unterwegs, um die Eingänge für die Passanten "freizuhalten". Es wurde sogar der Boden im Eingangsbereich mit blauen Linien und Fußgänger-Zeichen versehen, damit niemand den Verkehrsfluss der Fußgänger beeinträchtigt. Geholfen hat das laut Hora aber wenig. In den inneren Bereichen gibt es weniger Probleme - hier können ÖBB und Wiener Linien von ihrem "Hausrecht" Gebrauch machen und ungeliebte Zeitgenossen via Security-Dienste vertreiben. Bei den Außenbereichen ist das nicht möglich, denn diese sind öffentlicher Raum.
Aber den Grund allen Übels sieht der Bezirksvorsteher auf alle Fälle in der Billa-Filiale im Bahnhofsbereich, die bis 22 Uhr geöffnet haben darf. "Palettenweise" würden sich die Menschen dort allabendlich mit Alkohol versorgen und den öffentlichen Raum für sich beanspruchen. Und das wiederum führe dazu, dass sich viele Passanten nicht mehr trauen, durch die Menschtrauben zu gehen. "Dabei gibt es am Praterstern nicht mehr Zwischenfälle als überall woanders in der Stadt", versichert Hora.
FPÖ und ÖVP fordern schon seit längerem ein Alkoholverbot am Praterstern. Davon will aber Hora nichts wissen. Er schlägt vielmehr den freiwilligen Verzicht auf den Verkauf von alkoholischen Getränken ab 19 Uhr vor. "Ich werde ÖVP-Klubchef Manfred Juracka fragen, ob er uns bei einer entsprechenden Aktion unterstützen würde", meinte Hora.
Zustimmung bis Skepsis
Und Juraczka selbst begrüßte am Montag den Vorstoß - endlich sei die SPÖ in Sachen Praterstern wachgerüttelt worden, erklärte er. Im Bezirk selbst ist die ÖVP skeptisch. "Wir sind grundsätzlich für alles offen, fragen uns aber, ob ein Verkaufsverbot ab 19 Uhr nicht nur eine halbe Lösung ist", sagte Bezirksrat Paul Häfelle. Diese Meinung vertritt man laut Hora auch bei Billa und verweist auf jährliche Zahlungen von 25.000 Euro, um die Sozialarbeit am Praterstern zu unterstützen. Für die Grünen würde es reichen, die Sozialarbeit zu verstärken, zumal die Menschen niemandem etwas tun würden, hieß es.